"DIE LUST
AM ERZÄHLEN" 25 Jahre Ingeborg-Bachmann-Preis Ein Rückblick der ORF ON Redaktion Kärnten in Zusammenarbeit mit 3sat und der Telekom Austria.
Die Lust am Erzählen hat Klagenfurt erreicht
Haider heißt jetzt Wix, sonst ändert sich nix, witzelte vor Jahren die Satirezeitschrift "Titanic". Der "Ingeborg-BachmannWettbewerb" heißt seit diesem Jahr nur noch "Tage der deutschsprachigen Literatur", ansonsten aber ändert sich nur wenig. Der erste Preis darf weiterhin den Namen der Bachmann tragen (ihre Erben hatten nach der Regierungsbeteiligung der FP zunächst den Namen der teuren Toten für den gesamten Wettbewerb sperren wollen). Den "Preis des Landes Kärnten" hat das Land gestrichen, sein Nachfolger heißt jetzt "Preis der Jury" und wird von der Telekom Austria mit 120000 Schilling ausgestattet. Neben dem Ernst-Willner-Preis (den 27 Verlage stiften) und dem 3sat-Preis gibt es "heuer" außerdem zwei Stipendien, die gleichsam vom "besseren Kärnten" oder, wie es etwas geschwurbelt heißt, "von einer überparteilichen und unabhängigen Plattform kulturinteressierter Kärntnerinnen und Kärntner" gestiftet wurden. Von einer unergiebigen Podiumsdiskussion unter dem Titel "Literatur und Politik" abgesehen, blieb der Wettbewerb ansonsten frei von Politik. Haiders Vorgabe, der seinem Kärntner Justizminister vorgeschlagen hatte, "Österreichvernaderungen", also künstlerische Herabwürdigungen des österreichischen Staates, doch künftig als strafbare Handlungen mit Freiheitsstrafen zu ahnden, blieb von den Autoren ungenutzt. Es hätte sich aber auch die Jury durch einen wohlkalkulierten Skandal nicht überrumpeln lassen: Immer wieder und meistens ohne Not ermahnte sie sich, in ihrem Urteil außerliterarische Aspekte tapfer zu ignorieren und rein immanent das Sprachkunstwerk als solches zu bewerten. [Ljoma Mangold, Berliner Zeitung, 3.7.2000]
Vom Versuch, ein Geheimnis zu knacken Zwei Dinge darf man den 24. Tagen der deutschsprachigen Literatur nicht vorwerfen: Sie sind erstens nicht "steril und totgelaufen", wie Jörg Haider im Vorfeld monierte, sondern höchst vital. Vielleicht gerade weil sich der Landeshauptmann zurückgezogen und den Preis des Landes Kärnten kurzerhand gestrichen hat. Neue Sponsoren springen in die Lücke und halten gemeinsam mit den Autorinnen und Autoren am Austragungsort Klagenfurt fest im Sinn einer Manifestation gegen den politischen Rechtsrutsch. Zweitens darf man der siebenköpfigen Jury nicht vorwerfen, die vier Preise und zwei Stipendien demokratisch auf die drei teilnehmenden Länder zu verteilen: Sämtliche Auszeichnungen gehen nach Deutschland. [Sandra Leis, Der Bund, 3.7.2000]
KONTAKT: ORF Kärnten Ingeborg-Bachmann-Preis Sponheimer Straße 13, A- 9020 Klagenfurt Tel: 0463-5330-29528 (Binia Salbrechter) e-mail: bachmann.preis@orf.at WEBMASTER:
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