Jens Petersen: Ein Großer in der Literatur
Der 32 Jahre alte Arzt und Schriftsteller Jens Petersen hat seine Konkurrenten nicht nur körperlich überragt. Der Zwei-Meter-Mann stach alle anderen aus und gewann den Ingeborg-Bachmann-Preis 2009.
Unprätentiöses Auftreten
Der Mediziner kam
völlig unprätentiös daher. Auch am Samstag, als er bereits als Favorit für den
Hauptpreis gehandelt wurde, wies er glaubwürdig auf die Chancen der
Konkurrenten hin, die er aber gar nicht als Konkurrenten sieht.
Bezeichnend für ihn: Als Paul Jandl am Samstag seinen Kitsch-Vorwurf, den er tags zuvor Petersens Text zugeordnet hatte, in aller Form zurücknahm, ärgerte sich Petersen darüber, dass Jandl damit den Text von Gregor Sander in den Hintergrund drängen würde. "Das geht doch nicht", murrte er.
Von Berufes wegen detailverliebt
Schreiben sei ihm
immer schon ein Bedürfnis gewesen, erklärte er - das begann bereits als
Jugendlicher. Petersen war auch schon journalistisch tätig. "Ich sehe in meiner
Arbeit viel Schmerz", berichtet er aus dem Mediziner-Alltag. Dieser
Schmerz dränge dazu, ihn auch literarisch zu verarbeiten.
Die Fähigkeit, eine präzise Diagnose aus Beobachtungen und Messungen zu erstellen, wirkt sich naturgemäß auf seine Literatur aus. Petersens Figuren sind scharf und genau gezeichnet, Kritiker haben ihm gelegentlich vorgeworfen, zu detailgetreu zu arbeiten. Der Cabrio-Fahrer arbeitet damit seine Erfahrungen im medizinischen Alltag auf, der ihm Beruf ist: "Das Interessante daran ist, dass man sehr unmittelbar mit den Menschen zu tun hat."
Prägende Erfahrungen mit
Schmerz und Tod
Man brauche ein geistiges
Refugium, wenn man sich mit zwei so verschiedenen Welten befasse wie der
Medizin und der Schriftstellerei, meint er. Natürlich seien die Erfahrungen mit
Schmerz und Tod auch für seine Literatur prägend. "Die Dinge, die man
direkt erlebt, prägen einen meiner Ansicht nach ganz besonders." Daraus
schöpfe er auch seine Inspiration.
Leicht ist der Spagat für ihn nicht immer. Als Mediziner müsse er seine Kreativität unterdrücken, als Schriftsteller fehlten ihm wiederum manchmal die Strukturen. Er würde sich wünschen, dass das ein wenig umgekehrt wäre, so Petersen.
Risikobereitschaft hat
sich gelohnt
Beim Wettbewerb ist er
jedenfalls ein großes Risiko eingegangen, denn selbst langjährige Beobachter
konnten sich nicht erinnern, dass jemals zuvor ein Autor das letzte Kapitel
eines Romans eingereicht hatte. Das Risiko hat sich gelohnt: Petersen verlässt
Klagenfurt um 25.000 Euro und viele Schlagzeilen reicher.