Gstättner zum letzten Lesetag


Heute vormittag hat mein Favorit gelesen, Peter Wawerzinek aus Berlin: Er war vor fast 20 Jahren schon einmal da, 1991, damals noch ein enfant terrible und Schrecken der Klagenfurter Wirtshäuser, der schon damals eine große Talentprobe in Klagenfurt abgelegt hat.

Die Show wurde ihm aber von Urs Allemann gestohlen (die Ältesten unter uns werden sich noch erinnern), der mit seinem Regelbruch zwischen alle literarischen und gesellschaftspolitischen Fronten geraten ist und dessen Dichterkarriere durch diesen Klagenfurter Auftritt schlagartig beendet worden ist.

Peter Wawerzinez hingegen ist zurückgekehrt und hat bewiesen, daß er in der Zwischenzeit ein älterer Meister geworden ist. Er war von seinen Eltern als Kleinkind in der DDR zurückgelassen worden und wuchs in dortigen Kidnerheimen und als Adoptivkind an der Ostseeküste auf. Von Erinnerungen an eine solche Kindheit handelt auch sein ebenso schöner wie trauriger Text. Daß leitmotivisch Worte wie Nebel, Krähe oder Winter auftauchen, veranlasste die Jury zu einer Debatte, ob solche Allegorien (falls es welche sind)zu verwenden heute noch statthaft, oder schon allzu abgegriffen und kitschig ist.

Es kommt halt immer darauf an, wie es gemacht ist. Hier war es gut gemacht. Ich hätte auf diese kleinliche und letztlich irrelevante Diskussion gerne verzichtet, und Peter Wawerzinek ging es ebenso: er war der einzige der Teilnehmer, der sich bei der Debatte über seinen Text nochmals zu Wort meldete und ein treffliches Bild nachreichte: "Ich habe ein kaltes Buffet angerichtet. Und wenn die Tante Käthe keinen Knoblauch mag, kann ich darauf leider keine Rücksicht nehmen." Basta. Mahlzeit.

Am Nachmittag folgt das traditionelle Fußballspiel zwischen dem FC Bachmannpreis und dem Österreichischen Literatennationalteam, dem ich angehöre. Es hat die verbindliche Einladung des Klagenfurter Sportstadtrats Manfred Mertel gegeben, im großen Europameisterschaftsstadion zu spielen. Das wäre gerade im Weltmeisterschaftsjahr sicher für alle ein großes Erlebnis gewesen!

Leider scheiterte die Sensation daran, daß die Schlüsselübergabe nicht klappte. Es war aber auch nur ein Monat Zeit. So wird also wieder im Herbertgarten gespielt, der gegenüber dem Stadion nachweislich den Vorteil hat, daß man keinen Schlüssel braucht. So ohne Schlüssel werden wir aber niemals Weltmeister werden! Schade. Schade. Schade.

Am Abend (ab 19.00) findet dannim Lendhafen noch ein kleines Lesefest mit Martin Aamnshauser und mir statt, in dem ich meinen neuen Klagenfurt-Führer vorstelle. Alle sind herzlich eingeladen.
Alle möglichen Endergebnisse folgen morgen!

Gstättner als rasender Reporter