"DIE LUST
AM ERZÄHLEN" 25 Jahre Ingeborg-Bachmann-Preis Ein Rückblick der ORF ON Redaktion Kärnten in Zusammenarbeit mit 3sat und der Telekom Austria.
Die Jurorinnen und Juroren 1994 Die Jury: Angela Praesent, Wilfried Schöller, Verena Auffermann, Andreas Isenschmidt, Volker Hage, Moderator Ernst Grissemann (v.l.n.r.) Foto: Eggenberger
Unter Rätselfreunden Einst zog ein Autor, nachdem er als letzter von allen Kandidaten seinen Text beim Klagenfurter Wettbewerb vorgelesen hatte, mit dem Hinweis, es sei "etwas falsch an den Spielregeln, die die Autoren zu subalternen Wesen machen", seine Bewerbung zurück und verließ unterm Beifall des Publikums die Arena. Das ist vierzehn Jahre her. In diesem Jahr war derselbe Autor - nämlich Hans Christoph Buch - wieder dabei, nur jetzt auf der Seite der Kunstrichter. Seit den Zeiten der legendären Eklats hat sich viel geändert in Klagenfurt. Längst gibt es keinen Grund mehr, den Anlass als für Autoren "entwürdigende Veranstaltung" zu beschimpfen. Von Jahr zu Jahr ist die Jury aufgeschlossener, langmütiger und freundlicher geworden. Klaus Ammann, Verena Auffermann, Iso Camartin, Peter Demetz, Konstanze Fliedl, Volker Hage, Andreas Isenschmid, Angela Praesent und Wilfried Schoeller sind als Juroren bereits bekannt, hinzu kamen in diesem Jahr Hans-Christoph Buch und der in Stuttgart lehrende Dozent für Literaturwissenschaft Thomas Rothschild. Einvernehmlich analysierten die drei Damen und acht Herren die ihnen vorgelegten Texte und kämpften zugleich mehr oder weniger dezent und zäh um Status und Prestige. Was Literatur ist und Kritik soll, darüber
war man sich rasch einig. Iso Camartin zitierte Diderot: "Literatur
ist immer das, was unsere Curiosite pikiert." Und Jury-Obmann Peter
Demetz beschrieb die eigene Arbeit: "Die Haupttätigkeit des
Kritikers ist es, dem Text auf die Geheimnisse zu kommen. " Daraus
folgt: Je mehr Geheimnis im Text, desto mehr Curiosite, Anlaß zur
Tätigkeit und ergo Existenzberechtigung für die Kritik. Woraus
wiederum folgen mag: Je größer die Rätselhaftigkeit eines
Texts, desto größer seine literarische Qualität. Oder
umgekehrt: Je leichter ein Text zugänglich ist, desto geringer sind
seine Aussichten auf einen Preis. Hörten mit Spannung zu: Thomas Rothschild, Iso Carmatin und Klaus Amann. Im rechten Bild die Wienerin Constanze Fliedl. Fotos: Eggenberger, ORF
KONTAKT: ORF Kärnten Ingeborg-Bachmann-Preis Sponheimer Straße 13, A- 9020 Klagenfurt Tel: 0463-5330-29528 (Binia Salbrechter) e-mail: bachmann.preis@orf.at WEBMASTER:
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