"DIE LUST AM ERZÄHLEN"
25 Jahre Ingeborg-Bachmann-Preis

Ein Rückblick der ORF ON Redaktion Kärnten in Zusammenarbeit mit 3sat und der Telekom Austria.


1995 Informationen zum Bachmannpreis 1995 Übersicht über die JurorInnen 1995 Übersicht über die PreisträgerInnen 1995


Hanspeter Bundi, Meikirch/Bern/CH
Enrico Danieli, Zürich/CH
Gundi Freyer, /D/dzt. Graz
Franzobel, Wien/A
Evelyn Grill, /A/ dzt. Freiburg i. Br.
Klaus Händl, Wien und Berlin/A
Joachim Helfer, Hamburg/D
Reinhard Jirgl, Berlin/D
Volker Kaminski, Berlin/D
Radek Knapp, Wien/A
Ulrike Kolb, Frankfurt/D
Mariella Mehr, Tomils/CH
Perikles Monioudis, Zürich und Glarus/CH
Petra Morsbach, Pöcking/Obb./D
Andreas Neumeister, München/D
Georg Martin Oswald, München/D
Georg Pichler, Graz/A
Ingo Schulze, Berlin/D
Marion Titze, Berlin/D
Ilija Trojanow, München/D
Wolfgang Wenger, Adnet b. Salzburg/A
Monika Wogrolly, Graz/A

 

 


Klagenfurt liegt am Wörthersee, und am Wörthersee liegt die Welt. Paris, Moskau, Tokio, New York-Pantheon, Kreml, Empire State Building: "Minimundus", der Freizeitpark vor den Toren der Stadt, zeigt mit 160 Miniaturmodellen bekannter Bauten die Welt im Märklin-Format. "Maximundus" hat der letzte Klagenfurter Gastpoet seine Prosaausbeute von einem halben Jahr Stadtschreiberdasein genannt und dennoch die "Schrumpfstadt" und "den Literaturwettbewerb, zu dem aus Basel und Buxtehude, Mainz und Münster, Zürich und Zug Jahr für Jahr die hoffnungsvollsten Talente anreisen" verhöhnt. Lothar Schöne gehörte trotz seinen zu schönsten Hoffnungen Anlass gebenden Stabreimen nie dazu. Aber sein Klagenfurt-Büchlein mit Miniaturen lag der alljährlich mit neuem Design versehenen Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs-Badetasche nebst Prospekten, Schreibblock, Bürgermeistergrüßen und Flachmann zur Orientierung bei.

Ach ja, Klagenfurt- Maxi-Minimundus der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Alle Jahre wieder schrumpft hier der Globus auf DIN-A-4-Format, und jedes Jahr neu hoffen Autoren, Juroren, Lektoren und Kritiker auf ein Maxiwunder der Literatur; dieses Jahr zum 19. Mal. Jahr für Jahr werden 22 junge Talente (die weniger jungen kommen nicht mehr) von 11 Juroren auf einen der renommiertesten Preise angesetzt, den der Betrieb auslobt - und Jahr für Jahr wird betont, dass aus den Gewinnern der insgesamt 5 Haupt-, Unter- und Nebenpreise nie ein berühmter Dichter, nie eine würdige Bachmann-Nachfolgerin wurde.

Alles schon da gewesen, alles gehabt: Die Kritikerrunde wurde beschimpft, die Qualität der Texte gegeißelt, das Hauruck-Verfahren, nach dem die Juroren die vorgetragenen Texte aus der Hüfte beurteilen müssen, wurde gerügt und das immer herrliche Sommerwetter gelobt. Die (fehlenden) Kriterien bei der Exegese und der mangelnde Mut bei der Preisfindung gaben Anlass zu Tadel, die 3sat-Live-Übertragung Grund zu harscher Kritik, und der Vergabemodus, der zu kompliziert ist, als dass man ihn hier erklären könnte, wurde als ungerecht angeprangert; Blut, Schweiß und Tränen wurden Jahr für Jahr stärker vermisst. Jedes Jahr totgesagt, frisch beerdigt und neu geboren: So vorhersehbar ist das Klagenfurt-Ritual geworden, dass eine satirische Vorab- und Generalkritik, die im letzten Jahr im österreichischen "Standard" dem Wettbewerb vorausgeschickt wurde, in diesem Jahr mit aktualisiertem Personal in der "Süddeutschen Zeitung" stand. Doch die Preisträger und Ankläger von gestern sind die Juroren von heute: Die größten Kritiker der Elche werden später selber welche.

[Andrea Köhler, Neue Züricher Zeitung, 4-7-1995]


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