Plädoyer für die Zärtlichkeit der Feuerwehr

Der Text "Im roten Meer" von Sudabeh Mohafez war auf Einladung von Klaus Nüchtern zu hören. Ein musikalischer Text, ja oder nein? - gerade darüber wurde sich die Jury nicht einig.

Musikalischer Text oder leiernde Rhythmen?

Nüchterns Plädoyer fiel dementsprechend ambitioniert aus: "Man muss schon Schweinsohren haben um die Musikalität dieses Textes nicht zu begreifen".

Ijoma Mangold war da völlig anderer Ansicht: "Die leiern doch, diese Rhythmen".

Alain Claude Sulzer (Foto ORF/Johannes Puch)

Die erste gut abgeschlossene Kurzgeschichte

Zuerst jedoch outete sich auch Alain Claude Sulzer als "Verehrer der Feuerwehr". Ihm sei genau das passiert, was im Text beschrieben werde: Die Rettung aus einem brennenden Haus. Er könne vieles in diesem realistischen Text nachvollziehen, auch das "spontane Verlieben" in den Feuerwehrmann. "Die erste, gut abgeschlossene Shortstory hier".

Sudabeh Mohafez (Foto ORF/Johannes Puch)

"Kein falscher Ton" in der Sprache

Daniela Strigl monierte am Text zwar dessen "tageszeitungartigen" Titel, der zu gewollt klinge, meinte aber dann, der Text finde eine ganz eigene, rhythmische Sprache für diese sparsam instrumentierte "Mischung aus Extremsituation und Arbeitsalltag", in der "kein falscher Ton" zu finden sei.

"Auf eine schmierige Art anzüglich"

Ijoma Mangold widersprach: "Das hat sowas Anzügliches auf eine schmierige Art: Der Feuerwehrmann mit seinem Schlauch". Die Bilder wären hier "zu deutlich ausgespielt, die Metaphern zu stark - "So ein bisschen Salz auf unserer Haut", in seiner Drastik sei der Text geradezu billig.

Jury (Foto ORF/Johannes Puch)

Spinnen fand einige Einwände

"Also ich habe mich wüst verknallt in die Haltung - ok, gleich bin ich tot, aber guck mal wie ich denken kann", widersprach Vorsitzender Spinnen. Das kenne er daher, weil ihm drei böse Buben einmal eine Pistole unter die Nase gehalten hätten. Allerdings verselbständige sich das ein wenig und werde dann übermächtig.

"Ich übernehme wirklich ungern den Part von Karl Corino, aber man bringt Brandopfer nicht ins Obdachlosenheim, sondern ins Hotel - sehr riskant für einen so realistischen Text", merkte Spinnen noch an.

Ursula März (Foto ORF/Johannes Puch)

Für März war die Textherstellung "verdächtig"

"Hier geht es um eine fixe Idee, um einen Versuch, aus dem Trauma heraus zu erzählen", meinte Ursula März. Sie fand die "Textherstellung", dessen mechanische Wiederholungen (zehn Mal "sagte" auf einer Seite) allerdings "verdächtig".

Klaus Nüchtern (Foto ORF/Johannes Puch)

Nüchtern: "Da muss man mitwippen"

Der Moderator meinte an dieser Stelle zu Klaus Nüchtern, ob es denn für ihn nicht langsam Zeit sei, für den Text einzutreten? "Na, wenn alle sich die Blusen aufreißen, werde ich das auch machen - outete sich Klaus Nüchtern als "Jazzfan" dieser "sehr guten Lesung". Man muss das Versmaß hören, die Solos, man möchte mitwippen!".

Der Text arbeite mit Rhythmen, deshalb seine Wiederholungen. "Das ist ein längst fälliges Plädoyer für die Zärtlichkeit der Feuerwehrleute, natürlich ist das Liebe!".

 

 Der Text von Sudabeh Mohafez