Bachmannpreis: Die Sieger stehen fest

Tilman Rammstedt ist der Gewinner des Bachmann-Preises und des Publikumspreises. Der Telekom-Preis ging an Markus Orths, der 3sat-Preis an Patrick Findeis. Der Österreicher Clemens J. Setz gewann den Willner-Preis.

Jury und Publikum waren erstaunlich einig

In diesem Jahr waren sich Jury und Publikum bei der Preis-Vergabe erstaunlich einig: Für seinen Text - der ausnahmsweise mit Humor punkten konnte - erhielt Tilman Ramstedt den Ingeborg Bachmann Preis und den Preis des Publikums.

Rammstedt konnte beim Publikumspreis knapp 20 Prozent der abgegebenen Stimmen für sich verbuchen. Der Zweitplatzierte - Martin von Arndt - erhielt etwas mehr als 13 Prozent. An dritter Stelle lag Anette Selg mit knapp zwölf Prozent Stimmenanteil.

Das Publikum kürte Rammstedt zum Sieger

Automatischer Literaturkritikerpreis

Rammstedt wurde auch Gewinner eines von der Internet-Plattform www.riesenmaschine.de vergebenen "automatischen Literaturkritikpreises", der diesmal anlässlich der Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt ausgespielt wurde. Das Preisgeld beträgt 500 Euro, Rammstedt lag mit fünf Pluspunkten vor Clemens J. Setz (vier Punkte) und Thorsten Palzhoff (drei Punkte).

Tilman Rammstedt (Foto ORF/Johannes Puch)
Er konnte es kaum fassen, als das Ergebnis auf dem Monitor stand: Tilman Rammstedt ist der Gewinner des Bachmannpreises.


Erstmals elektronische Preisermittlung

"Jetzt drücken" hieß es heuer erstmals bei der Preisermittlung via Touchscreen, die das Verfahren merklich beschleunigte, auch wenn so mancher Juror noch seine Schwierigkeiten mit dem neuen System hatte.

Nach drei Wahlgängen: Ramstedt ist Sieger

Für die Vergabe des mit 25.000 Euro dotierten Ingeborg Bachmann Preises brauchte es drei Wahlgänge. Patrick Findeis erhielt im ersten Anlauf drei Stimmen, Orths und Rammstedt je zwei. Nach der Stichwahl zwischen den beiden Zweitplatzierten konnte sich schließlich Tilaman Rammstedt über den diesjährigen Bachmannpreis freuen.

Rammstedt, Gunzer (Foto ORF/Johannes Puch)
Kulturstadtrat Albert Gunzer überreichte den Bachmannpreis an den Deutschen Tilman Rammstedt.

Ursula März, die den Autor nach Klagenfurt eingeladen hatte, begründete ihre Wahl für eine "sehr komische Totenklage" Rammstedts so: "Ich stimme für eine Geschichte, in der sich ein Enkel und ein Großvater nicht über ein Reiseziel einigen können. Am Ende reist der Großvater viel weiter, als der Enkel es gewünscht und befürchtet hat."

Rammstedt hat übrigens zu seinem neuen Roman "Der Kaiser von China", aus dem der Autor in Klagenfurt vorgelesen hat, auch einen sehr humorvollen Videofilm gedreht.

Verleihung des Publikumspreises (Foto ORF/Johannes Puch)
Der kaufmännische Vorstand der Kelag, Armin Wiersma, konnte auch den Publikumspreis - er wurde per Internet-Abstimmung ermittelt - an Tilman Rammstedt überreichen.


Markus Orths gewann der Telekom-Preis

Der Telekom-Austria-Preis ging nach einer Stichwahl zwischen Markus Orths und Patrick Findeis an "Das Zimmermädchen" von Markus Orths. Dessen Jurorin Strigl stimmte damit für eine "aufregende Geschichte", dessen Autor "furios" aus der Perspektive in Wadenhöhe erzähle und doch "den ganzen Menschen ins Auge fasse.

Erian, Orths, Haslitzer (Foto ORF/Johannes Puch)
Der Preis der Telekom Austria wurde von Gebietsleiter Manfred Erian an Markus Orths überreicht. Rechts im Bild ORF-Landesdirektor Willy Haslitzer.


"Kein Schöner Land" gewann den 3sat-Preis

Patrick Findeis erhielt dann im Stechen gegen Clemens Setz für seinen Text "Kein schöner Land" den mit 7.500 Euro dotierten 3sat Preis. Sein Juror Burkhard Spinnen meinte, damit für einen Text gestimmt zu haben, für den der Autor für sein Anliegen "eine vollkommen stimmige Sprache gefunden habe, in der die zeitgenössischen Probleme der Figuren und die alten tragischen Motive des Untergangs perfekt zusammenpassen.

Markus Orths, Dieter Moor, Margit Czöppan (Foto ORF/Johannes Puch)
Margit Czöppan überreichte den 3sat-Preis an den deutschen Autor Patrick Findeis. Im Hintergrund Moderator Dieter Moor und Jurorin Daniela Strigl.


Der Ernst- Willner-Preis ging nach Österreich

Der Ernst Willner-Preis ging schließlich an den zweiten von Daniela Strigl nominierten Autor: Clemens J. Setz. Sie meinte, damit eine "höchst hintersinnige Geschichte über das Wägen und Abwägen" gewählt zu haben, die zeige, was übermäßiger Fleischgenuss aus Männern machen könne.

Setz, Moor, Haslitzer (Foto ORF/Johannes Puch)
Auch Österreich kann sich über einen Preisträger freuen: ORF-Landesintendant Willy Haslitzer überreichte den Ernst-Willner-Preis an Clemens J. Setz.


Spinnen: Verschlankung als Chance

Der neue Vorsitzende Burkhard Spinnen wog in seiner Schlusslaudatio die Vor- und Nachteile der in diesem Jahr vorgenommenen "Verschlankung" des Bewerbs ab und kam zu dem Schluss: Nur durch Veränderung könne man erfahren, wer man sei. "Ich sehe diesen Change als Chance um zu sehen - was sind wir geworden, was ist geblieben?". Nur eines dürfe sich nicht ändern: "Dem Anliegen der Literatur treu zu bleiben."

 Aufzeichnung der Preisvergabe

 

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