Verena Rossbacher

Verena Rossbacher wurde 1979 in Bludenz geboren und lebt in Berlin. Sie wuchs in Österreich und der Schweiz auf und studierte einige Semester Philosophie, Germanistik und Theologie in Zürich. Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, freischaffende Autorin.

 

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TDDl 2010TDDl 2010

 

schlachten.

Ein Alphabet der Indizien.

(Romanauszug)

 

Dass da was dachte. Die Landschaft ein Multivitaminsaft, aber das war nur wegen dem Herbst. Mohn ist rot, Gelb vom Stroh, Schollen braun, verwischt und: orange, wegen orange, wegen der Kürbisse, bissen sich fest in der Landschaft, da die Sache mit den Kürbissen eher von der vulgären Art, aber das war ja nur wegen dem Herbst, aber er schaute einfach nicht hin, aber das war nur, weil Züge wilde Tiere sind, aber da die Kürbisse, wollten in die Augen hinein in den Kopf, aber aber er schaute einfach nicht hin.

Aber: war das die Geschwindigkeit oder stimmte was nicht mit der Zeit, war das die Landschaft oder einfach ein Irrtum, war das die Landschaft, die das dachte, war das wegen Vorüberziehen, wegen: Kürbissen, wegen: Wischtechnik, Mohn, gelb und schollenbraun, schlussendlich wegen orange, dass der Abend sich neu mischte und die Landschaft wurde zum Saft, dass das Denken kam, dass was dachte. Ihm blendete das Orange einen schnellen Katarakt, jäh: das Auftun von Tiefen, da schaute er in ein Gefälle von einer orangen Trübung und Stromschnellen überholen die Zeit und tun was auf und da dachte was den Brunnen in einem Mai, da sie sich trafen, wo sie sich damals an dem Brunnen da trafen und wie unvermeidlich, wenn da wer die Sonne nimmt und hineinwirft und drauf und alles wird zum Saft -

Aber nein, was wühlt ihn da um, hinausschauen hilft, gegen das Erinnern, gegen die Bilder hilft immer das Schauen, so Kürbisse wie verschüttete schwangere Murmeln, das macht ihm einen Vermerk im Kopf, wenn was verschüttet wurde, in der Natur, nicht in der Natur, in einem Bild, wenn wo was verschüttet ist, wenn was nicht ordentlich ist, wenn in der Natur oder nicht in der Natur, wenn was ist wie falsch einsortiert und mit Absicht verkratzt, was das bedeutet, das weiß er nicht, aber da muss er dann stolpern und würde gerne was aufräumen, in einem Bild, wenn zum Beispiel in einem Bild, wie zum Beispiel in diesem Bild, einmal in der Ausstellung, in einer Ausstellung, da war er in die Ausstellung, in eine Ausstellung gegangen und die Engel am Himmel, weit unten da harrten sie der Dinge, eine Maria, ein Joseph, Ochs und Stier, da harrten Hirten und Joseph ist kein Vater und fragt sich wieso und im Himmel, da hat Einer, da hat der Große eine Handvoll Engel ins Bild geschüttet wie Rosinen geworfen verleert, Engel im losen Fall, kopfunter kopfüber, springen Trampolin, der freie Flug beim Sprung vom Trampolin, Engel wie Krimskrams Tohuwabohu Kokolores, da sollten Engel schwerelos schweben, da sollten eigentlich, weil das ist üblich, Engel ätherisch gleiten und glimmen, da sollten eigentlich generell sich Engel galant gerieren, Engel girren gongen oder grassieren oder war es das F, finassieren sie, bloß was, was führen verschüttete Engel im Sinn? Oder ist es eine Finte? Wollen sie den Himmel flambieren? Ein Weltenbrand? Ist es ein Täuschungsmanöver und wofür. Im Flic-Flac über die Erde geturnt, Flic-Flac für den Überschlag, Fifflis der Salto ein Flip die Drehung, das F, durch das F kommt man ihnen auf die Schliche, schlichte Turner und Akrobaten! Engel, das ja, aber das war die Chaosmannschaft, da waren die Engel in ein Bild gefallen geworfen verleert, da hatte der Große die Engel verschüttet, ein verdatterter Sauhaufen, rudern mit den Armen, halten ihre Gewänder adrett und bloß nicht die Trompeten Posaunen, bloß nicht die Tschinellen verlieren, hernach muss hier geflötet getutet, hernach muss hier gefiedelt und getrötet werden und immer lächeln! Turnen und musizieren! Engel sind Gaukler sind All-arounds und Alleinunterhalter, der Große hat die Rosinen ausgeworfen oder sind ihm aus dem Mantel gefallen, hat er’s heute eilig gehabt, eilt er mit weiten Schritten übers Land, rennt er heut wie ein Berserker, treibt ihn heut die Unruhe oder eine neue Idee, treibt ihn was um, der große Plan oder ein schlechtes Gewissen, geht er in einem weißen Mantel von der Chemie, immer die weißen Mäntel von der Chemie, wenn weiße Männer -

Nein, nein, er muss sich was abstreifen vom Kopf, streicht sich übers Gesicht, über die Augen, er macht eine Beruhigung und es ist folgendermaßen: da blähen sich in der Chemie wegen der Männer und der Eile- er macht ein: Folgendermaßen, streicht sich übers Gesicht über die Augen über den Kopf, wenn: der Große die Himmel zerteilt, da fallen aus seinem weißen Mantel die Engel wie Rosinen ins Land und: da sitzt die Maria und harrt, der Dinge und einem Kind und weiteren Erklärungen, dass sich ein Vater meldet und einem Zimmer für die Nacht, Engel ganz beiläufig ins Bild gefallen und für die musikalische Unterhaltung, da hat der Große ein Erbarmen gehabt oder reißt Witze, mit Musik immer alles leichter, da tanzt die Welt, ein schwerer Bauch, der Engel macht dir den Flic-Flac, Handstand und Überschlag, da macht einer englische Fisimatenten bis zur heillosen Verwirrung, Fisimatenten. Fisimatenten? Visitez-ma-tente. Ob das stimmt. Wenn das stimmt. Dann kommt der Gabriel mit einem unmoralischen Angebot, dann wird der vom Großen geschickt, geh, sagt der Große und ist gerade sehr beschäftigt, hat zu tun, im Chemielabor oder im Blumenbeet, sinniert über der atomaren Spaltung oder synthetischen Strumpfhosen, kann gut sein, er harkt die Beete im Garten, weil der Frühling erwacht und im Märzen der Bauer, geh, sagt darum der Große zum Gabriel, und richt der Maria was aus, sag ihr, sagt der Große, nein, fall nicht gleich mit der Tür ins Haus, schonend, verstehst du, brings ihr schonend bei, zuerst gibst du ihr ein kleines Geschenk, eine, ja was, steht er im Labor, ist es eine schöne Reaktion im Glas, eine Flasche Chloroform, ein Molekül als Symbol, das Kleine im Großen, die Frucht im Leib, ein Molekül wär schön und Chloroform vielleicht praktisch, weil die Nachricht ist arg, vielleicht nur zu verdauen unter Betäubung und leicht angeschickert, nimm dir was mit, sagt er zum Gabriel, bring ihr Blumen, das macht man so, und dann sag zu ihr, dass ich keine Zeit hab, wegen dem Labor, wegen dem Garten, sag ihr, im Labor liegt die Arbeit der nächsten Jahrhunderte, im Garten der Schnee von gestern, sag ihr – ach nein, lass es sein, was interessiert die Maria die Chemie, was mein Gemüse, bring ihr einfach was mit, grüß sie von mir und lass dir was einfallen.

Ist gut, sagt der Gabriel, pflückt hübsche Blumen und überlegt ein schönes Gedicht. Er tut, was der Große ihm gesagt und dreht aber sein eigenes Ding, da geht der Gabriel und verschwindet im F, Flic-Flac zur Erde hinab und Fisimatenten, weil er ist noch jung, weil er ein Kindskopf ist und ein Springinsfeld, weil er den Frühling spürt, weil es ist März, weil er Fisimatenten macht, weil er nicht anders kann, weil er nicht will, Marie, Mariemarie, visite ma tente, ich grüße dich, du bist Marie, der Herr ist mit dir, komm mit mir ins Bett, ich bin mit dir sei mit mir, visite ma tente, lieg bei mir, besuch mein Zelt, G wie Gabriel, wie gebenedeit vermaledeit, gegrüßet seist du Maria und g wie gegrüßt und gebenedeit und f wie die Frucht, Posaunen für die Musik und Blumen für die Romantik, eine Lilie für die Liebe, komm zu mir Süße, komm ganz nah zu mir, ich hab dir was zu sagen vom Großen, ich erzähl dir eine Geschichte, ich erzähl dir eine ganz unglaubliche Geschichte, komm Süße, wir machen ein Kind, verstehst du, der Große sagt wie andere schaffen, es fällt ihm leicht, es fällt ihm schwer, ich weiß es nicht, warum er nicht selber kommt? Warum, ja weißt du, es ist so, vielleicht verhindert, aufgehalten, viel zu tun, ein Termin im Labor, er pröbelt da an so Sachen herum, er mag es, wenns klepft, er erfindet das Feuerwerk, das Dynamit, die Kernfusion, irgendwann spricht er’s aus und stellts in die Welt, damits einer findet und sich wundert darüber, ausprobiert, vielleicht auch, er sandte mich, weil er fand keine Form, kein passendes Kostüm, als was bitte sollte der gehen, er kommt nicht als Schwan, er ist kein Stier, er macht dir hier nicht den Zoo, wär ja lächerlich. Magst du Blechbläser, Süße? Weil hör zu, wenn er spricht, es ist das Dröhnen Klirren, es ist der Krach von Posaunen, aber beug dich herab, ich flüstere dir ins Ohr, ich erzähl dir zärtlich, was er sagte, dass die Erde bebte, komm zu mir, ein Zelt ist ein innerer Ort, ein Zaubermantel für das Verschwinden, man wird uns malen, aber keiner schaut zu, man wird uns berichten, aber keiner hats gesehen, ich werde sagen, ich habe dich gegrüßt, wie der Große gesagt, ich werde sagen, du warst überrascht? Ja? Entsetzt? Erschrocken? Irgendwas mit e? Echauffiert? Ja? Das E ist gut wegen dem Effekt und dem erwünschten Echo, das E für den Epilog, aber wir sind mittendrin, weil du bist reif oder die Zeit, schau, ich mach dir ein Kind, er hats so ausgedacht - oder zumindest so ähnlich - und was er denkt ist gut, er denkt und sagt und schaut und: gut.

Bloß, wird er einräumen, was soll da dieses Entsetzen bei der Verkündigung - soll ich ihm das so schildern, ja? Entsetzt? Ich erzähl ihm hinterher: ich habe sie gegrüßt, ich hab ihr alles ausgerichtet und sie war entsetzt, erschüttert, soll ich ihm sagen, dieses absolut entsetzte Gesicht, dieses durch und durch entsetzte und tief erschütterte, so ein derart erschüttertes Gesicht hab ich überhaupt noch nie -

Wieso bitte, wird er anmerken, wieso bitte schaut die Maria, wenn wo was verkündet wird, wenn ich extra meinen Engel mit wichtigen Informationen und einer frohen Botschaft, wenn man so einen interessanten Besuch bekommt, muss man dann ein derartiges Gesicht und: wieso bitte schaut die Maria als hätt man ihr was geklaut, als hätt man gesagt: Weltenend, wieso denn macht die ein Gesicht als hätt sie den Teufel an der Wand, wo ich doch extra den Gabriel, wieso bloß so ein unfassbares Gesicht als hätt ihr wer ins Gehirn geschissen, wo’s doch grad interessant wird, aber nein, da dieses blanke Entsetzen und das Gesicht von der Maria wie: das ist jetzt aber nicht wahr und: ich hab mich wohl verhört und: sag’s noch einmal, Kleiner.

Aber dass da was dachte, da gingen die Gedanken spazieren und als wäre sein Kopf ein Rummelplatz, ein Panoptikum der Kuriositäten, ein Spielplatz mit Wippen, dieses Geigen und Schaukeln, das stete Gerenne, das machte ihn fertig, dieses Tempo ständig rennender wippender springender Kinder, dass eine Eile herrschte in seinem Kopf, das ist wegen wegen dem Verschütten, das ihm was vermerkt im Kopf, da liegen die Kürbisse verschüttet und schwanger und halten sich fest in den Schollen oder im Gehirn, man sollte sie wo hin reihen, in ein Regal einreihen, dass die Wischtechnik nicht gesund sein kann, ist klar, wegen dem Himmel wie Petrol, wegen einer orangen Trübung, dass ihm das aus dem Kopf gezerrt wurde, dass da was dachte an einen Brunnen, es war im Mai und als hätt die Sonne was versoffen und er wollte aber nur denken: Kürbisse, oder: orange, oder: dass ein Erinnern ein Fallen sei, und weiter -

Nein, genau falsch, das nicht, das - hinausschauen hilft, schauen hilft, galoppierende Züge über Land, dieses Stürmen gewaltiger Tiere, die Geschwindigkeit multipliziert mit der Landschaft, das erfordert die Anwendung der Wischtechnik, draußen rollte einer mit großen Walzen den Herbst auf eine geölte Wand und wilde Tiere stoben hindurch, rannten auf Beinen so schnell wie Räder, da schaute er aus einer winzigen Zelle aus einem zerrenden Leib, das Abteil eine Wabe eine Schuppe im Panzer ein Stein vom Mosaik, schaute da den vorbildlichen Herbst, den Himmel hatten sie mit Schleifpapier interessant gemacht, Späne von der Sonne fallen gelassen, so ein geschnitztes Licht war das: naive Kunst, Sonne wie die Finger vom Christophorus, Joseph, dem heiligen Franz-

Nein, also er meint. Wenn einer aus dem Holz den Christophorus holt, den Joseph und immer mit dem Kind auf den Schultern, wenn: nicht fein, sondern naiv, einer die Finger herausholt aus dem Holz, die Ohren, das Gesicht, so ein Licht: geschnitzt, gestanzt, gekrümmte Späne, wie: naive Kunst. Es muss einer her, der sich über naive Kunst seine Gedanken macht, wenn dem Christophorus auf der Schulter ein Jesuskind sitzen soll und die ganze Welt, ein Jesuskind und keins, das man kennt, weil es geht ums Prinzip und um nichts konkret, wenn dem Christophorus auf den Schultern sein Kind - aber wohin spaziert das, das ist, weil bei den Naiven in der Kunst gern einmal der Kindskopf durchgeht mit einem und der schafft dann einen Scheiß zusammen, es kommt das Naive in der Kunst nicht von ungefähr, das sind die Bauern mit einem Gemüt wie ein Hackstock, die vor lauter Naivität nicht wissen wohin und die Bäume umtun zum was basteln, um einen Christophorus zurecht zu hacken, weil der ihnen gefällt, der Himmel weiß, warum die so eine Vorliebe haben müssen für das lange Elend, das über die Furt setzt, keine Ahnung von nichts, keinen Plan, keine Idee von Welt, vermutlich, weil er derart wenig weiß, ein Gehirn wie ein Spatz, dumm wie Brot, weil er so naiv ist mögen die Naiven schandbar gern an ihm ungeschlacht herumschnetzeln, weil da denken sie: einer von uns. Und dann der Josef: ein naiver Mensch. Was muss ein Mensch naiv sein, wenn er sich lässt einen Sohn einpflanzen in seinem Weib ihrem Bauch, gemacht aus nichts oder englischem Geschwätz, entstanden im Tohuwabohu und Drunter und Drüber, aber da haben sie eine kindische Freud, wenn sie hernach aus dem geknechteten Baum ein simpler Tischler anlächelt, ein kleines Licht in einer großen Geschichte, der Mann von nebenan, dem ein Gaukler Hörner hat aufgesetzt, aber-

Wo ein Zusammenhang blieb, nur als Fraktale kamen die Gedanken und gingen die Leute bei ihm ein und aus, wenn er nur eine Struktur hineinbrächte, dann wäre was: ein Blumenkohl, geschickt mit einer Geometrie gezirkelt und verschönt, ein Romanseco und Rose um Rose, es lässt der Romanesco die Problematik der Fraktalen verstehen und die Sache mit den Indizien, was er sagen will, das was er sagen will ist folgendes, ein Folgendermaßen: wenn er eine Nummerierung darein brächte und ein Alphabet, eine Architektur, einen umwerfenden Plan: dann wäre was wie ein Mord und sein Hergang und Indiz für Indiz, es wäre der Gabriel eine Rose vom Gemüse, ein Röschen, es trüge der Christopherus den Romanesco auf den Schultern, die ganze Welt, Gemüse wie eine Stadt, eine Festung und darin das Haus, alles angelegt, im Kleinen der Schlüssel zum Großen, im Indiz der Hergang und sein Mord oder umgekehrt, der rote Faden und dass man was entdecken kann, plötzlich ein Bild schauen und hineintauchen in seine Geometrie, Blumenkohl schmeckt gut und ist gesund wie die Wischtechnik nicht gesund ist, es ist der Blumenkohl zum Verstehen der Fraktale und der Architektur, der Naivität und der Kunst und Romanseco sein schönstes Kind.

Auf den Feldern jetzt der Reif, die Kälte wie Harm, wenn was krumm wird und nüchtern dabei, wenn - was er sagen will, er will was sagen. Wenn es Mai ist? Nein. Wenn es Abend wird, nein. Wenn die Sonne was versoffen hat, nein, wenn es ein Brunnen ist, nein, und darin wütet ein Krieg, das nicht - wenn das kommt, dann: nein, dass man sich einarbeitet, tiefere Schichten, dass man denken muss: nein, aber ist das ein Rhythmus, ein Takt, ist das der Lauf der Dinge, wenn das Taumeln da zur Klage wird, ein hoher Ton, rasche Bilder, wenn: Körper überschwappen die Milch geht über Hitze steigt die Zeit Spiralen, wenn: der Himmel kippt das Tempo im Quadrat ein Pferd ein anderes besteigt, Daumenkino, eine schnelle Hand. Draußen fällt was, da draußen fällt was um, strauchelt der Tag, verschüttet einer schon den Abend eine harte Nacht, die Sonne schminkt sich resch, diese konkrete Ahnung rescher Semmeln wie resches Licht alles resch und ein heiserer Morgen, die Sonne frühstücksgelb, später Tag - das Denken, wenn er streng genug denken könnte, dann würde was klar, es war folgendermaßen, ein Folgendermaßen: draußen war ein Herbst und die Sonne am Abend wie Frühstück. Genau. Wie Frühstück wie resch, wie ein heiserer Hals, ein Wort wie: Frau, eine Frau, wenn er das dachte sagte schaute, eine Frau, Zeit schleift ihm das Gesicht, schon wird er rau, der Himmel ein Weckglas mit roten Johannisbeeren, feucht, glänzt, was macht die Zeit, da ging die Zeit spazieren oder verloren oder nur auf der Stelle, da ging die Zeit und sie war Mai, der Himmel, steht, sammelt sich, da macht einer den Schraubverschluss zu, eine Erinnerung ein Bild ein Maientag, eingeweckt in einem Glas wie eine Kuriosität im Regal, ein eingekochtes Mus aus einem Brunnen mit Wassermännern Nixen und da gehen dann vom Neptun die Pferde durch in dem Brunnen da sie sich trafen da gehen die Pferde über, da bäumt sich alles, wenn: so eine Nixenhaut glatt ist und grün von Algen, vom Lecken, weil da immer ein Wasser daran herumleckt und einseift, wenn was glitschig wird und Schlick, dort hat er sie getroffen im Mai, komm her zu mir, schon wird er rau, da giert die Haut, da hat die einen wütigen Hunger, ein Verlangen wie feucht, da zäumt sich das und Pferde haben heißen Schaum, das vernixte schwere Grün und dann nur ihr Geruch, da konnt er nicht mehr, da hat er das einatmen müssen wie das Zeug fressen, da hat er die Zeit gehört, die verrinnt oder gibt nur den Takt, ordnet was, weil das war alles wirr, da hätt er sie mögen über und in den Brunnen und das zerreißen und fressen, da hätt er sie mögen tunken und einstrudeln, da hätt er mögen, dass die Wasser sich gebärden, dass die Meere tobten und da die Nixen sich regten, diese kompakten Leiber schlangen und sich umwandten, schauten, ins Gesicht, dass sie ihm ins Gesicht schaute, wenn er sie nahm, hätt er mögen, immer die Todesangst, weil es geht immer um alles, es geht immer um alles, und es geht: um alles und immer, es geht so schnell um alles. Was sein muss geht schnell.

Es hätte schnell sein müssen und noch schneller, es hätte sein müssen, dass eine Woge bricht, ein Rückgrad, das Gehirn ist eine Nuss, dass mans bricht, dass er ihren Rücken beugt, bis was einrastet ausrastet knackt und eintunkt, nimmt, er hätte sie müssen schnell nehmen, denn das bannt, er hätte sie bannen müssen und Nüsse knacken bis zum Singen, da hätt er sie müssen bannen oder aufziehen auf einem Stuhl zum Weben und mit der Mechanik, da hätt er die Mechanik gebrauchen sollen und straffen bis zum äußersten, weil: alles, es geht, um alles, immer, aufziehen und wie zum Teppichweben und schau mich an, immer schau mich an, gib mir deine Angst, eine Not, bitte mich.

Das Orange im Brunnen, ein zerwütetes Wasser, die Sonne macht Blut oder schlitzt einer Nixen, grün, rot, da kommt im Wasser die Nacht adlerscharf, fällt, da tauchen sie dann in ein Loch und der Lärm ohrenbetäubend, dass man so schreien muss, wenn die Lust einen auffrisst, dass man das nicht aushalten kann, weil dann die Körper zu wenig werden und was aufgeschnitten wird mit einer sehnigen Axt zerhackt, dass einer eine Sense schleift, ein Messer fürs Filet fürs Herz für das Öffnen von Bäuchen, dass einer die Maschine antreibt und was schleift, dass das Geräusch bleibt von dem Schleifen und Schleifen und dem Schleifen und kurz den Himmel wölbt zu Tuch und die Zeltbahnen an den Ecken hinunterzieht, feststanzt, dass einer einen Raum macht und kein Ausweichen, da spaziert die Zeit oder geht verloren, da stehen sie und schauen sich an und da fordert er. Ihren Leib, dass er alles will, weil weniger ist lächerlich, gellende Schauer gehen über Rücken wie über Land, dass man eine Lust bekommt und es einem finster wird und bang, dass man denkt, man müsse gehen und reißen, eine Frau zerreißen sie aufreißen, gierig, dass da nichts mehr zu halten ist und für nichts zu garantieren wie Durchdrehen wie Umdrehen, komm her zu mir, komm zu mir, gib mir nimm mir lös dich auf, dreh dich um ich kehr dich um.

Er schaute hinaus, ein Gefühl wie Gewitter, aber das war nur das Gefühl, was denkt da wohin, so kommt doch alles durcheinander und macht ein Tohuwabohu wie trötende Engel im freien Fall, Kokolores, Kokosette Kokkolith Kokkarde, genau, k wie Kürbis, er hatte doch, so, Tabellen, er hatte sich doch so schöne Tabellen gemacht, mit den Nummern, Buchstaben für die Ordnung, die ihm gefällt, also: da sind Kürbisse frisch gelackt, der Herbst Schollen auf Äckern Mohn wie Bräute schön, die Birne fällt, Trauben reif, ein Rabe ruft, schwarz der Holunder, Flügel, fliegt- nein, wo war er, beim K wegen Kolkraben, weil es war Herbst, wegen der Kombinatorik, weil die ist schlau - jetzt hat er einen wichtigen Gedanken, da ist ihm der wichtige Faden verloren gegangen, er hatte doch schon alles durch ein Nadelöhr gekriegt, den roten Faden hatte er schon in der Öse und hätte was sauber vernähen können, was war das, waren es Birnen Trauben Holunderbeeren, das ist doch, ist das ein roter Faden? Nein, kein Faden, kein Faden und nicht rot, es ist mit Birnen und Trauben nichts zu nähen, das sind keine Fäden, Obst sind keine Fäden, Obst gehört zu der Ordnung der Früchte und die Fäden zu den Wollartigen, man darf nicht in den Kategorien alles verwursten und miteinander fruchtbar machen, das macht die Gedanken zu schielenden Krüppeln, es sind darum einerseits die Obstartigen und man legt sie in Schüsseln oder auf einen Damenhut, die roten Fäden zurrt man auf Spulen und muss sie verräumen in Nähkästen wie Ziehharmonikas für die Ordnung, da ist der Faden und er ist rot, weil rot ist die Erinnerung, rot ist das Blut, die Liebe und ein kühner Mut, rot ist alles was weh tut und schmerzt, es ist rot, wenn im Kopf die Regale umfallen und die Gläser zerspringen, wenn ein Himmel sich türmt zur Tobsucht, rot ist die Zerstörung und der Jammer und alle wichtigen Fäden, herumliegende Spulen sind gefährlich fürs Fallen und darüber Stolpern und sich was Brechen, wenn man der Spule folgt und Kolkraben aufstöbert von geplünderten Feldern, kurz ein Black-out, ein Himmel sich verdunkelt, da legt man den Faden aus und es muss in einem späten Herbst gewesen sein und mit der Kälte die Schwärme der Krähen, die von Russland herüber kommen, wo sie sonst zu bitteren Würfeln gefroren vom Himmel würden fallen wie anderswo Engel Rosinen Kokolores, gefroren oder von den Russen aufgefressen, weil die die fressen, da reißen die Russen die Krähen wie andernorts junge Wachteln, wenn die Kälte zu groß wurde und die Russen zu hungrig, kamen die Krähen in riesigen Schwärmen und wenn sie kamen. Wenn sie kamen. Dann eine Verdunkelung und dass da ein Rauschen war und ein Rufen, wenn plötzlich das Licht sich verschluckte und die Welt zusammenbrach, dann ging eine wilde Jagd über den Himmel und peitschte sich schlecht, Krähen trinken an verwilderten Seelen und ein Kreischen ein Schreien, dass man hätte sein Gesicht verschließen mögen, den Verstand, das Herz, eine geworfene Wut, nein, ein höhnisches Gewissen, geformt aus gefährlichen Ahnungen, plötzlich waren da diese Massen, diese Viele, das war eine schwarze Viele, gepixelt aus Tausenden von handlichen Leibern, da konnte man, wenn die Krähen eingefallen waren in die Stadt, immer einmal eine antreffen, wie sie gemächlich und ganz mühelos ein Eichhörnchen zu Tode hackte, zerhackte ihm das Gesicht, beobachtete, schaute so geruhsam und mit einer sägenden Sicherheit, hackte zu, immer ins Gesicht, da ging schon ein herbes Blut aus den Augen, den weichen Backen, da weinte es schon aus dem zierlichen Mund, ganz gleichmäßig hackte da die Krähe sich das Tier heran, und, weiß man nicht wieso, da war ja von fliehen schon gar keine Rede mehr, da richtete da das Tierlein sich ja nur mehr auf und so face à face, schaute so seinem Ende in die mokanten Augen, da hackte sich so eine Krähe ohne Kompromiss ohne Widerrede und ohne einen Zweifel einen Tod herbei, da wussten zwei worums ging und kein Entweichen, das war, wenn die Krähen sich niedergelassen hatten in der Stadt, dass er sie wieder traf, wenn an diesen verwitterten Abenden die Vögel zu Tausenden das letzte Licht wegfrassen, das ist eine Zeit wie morden, wenn dieser Übergang zur Nacht einen anschaut wie eine geballte Faust und ihn was angrinste, eine fette Zunge ihm übers Gesicht leckte und in einer schlimmen Angst lässt, das war an so einem Abend, da er sie sah, da er sie traf, ihr so über den Weg lief  oder hatte er sie aufgestöbert gesucht gejagt-

Aberaber, wenn, wenn das Denken nicht mehr gelingt, weil sie Krikelkrakel macht in die Kolonnen von seinen Tabellen oder auf dem Alphabet was verschüttet, einen Tee oder eine Idee oder Rosinen, eine Tasse abstellt oder einen Witz, wenn sie eine Buchstabensuppe kocht mit seinen Sätzen und alles aufisst und wiederholt und nichts stimmt mehr, weil ihre Verdauung falsch geht oder weil sie nicht kochen kann, weil Buchstabensuppe gefährlich ist und nicht gesund, weil die Wischtechnik nicht gesund sein kann, weil sie alles verwischen muss, dann verliert er so, dann kommt in ihm drin was wie: rot, da geht ihm ein wildes Blut herum und eine grausige Angst kriegt er dann, dass sie immer was verschüttet und er das Verschütten nicht erträgt, nicht in den Bildern und nicht in der Natur und nicht da wo keine Natur ist, es soll nicht, es darf nichts verschüttet werden und ein Arbeiten in seinem Kopf wie das Bedienen von einem Klavier, hat er sie erlauert erjagt erlegt, nein, aber nein, immer das Fallen in die Bilder und manchmal so ein Aufblitzen und wie Träumen, dass er sie gepackt hat, das ist merkwürdig. Dass er so zuschlagen hat mögen, dass er sie so gewürgt hat, das Kind geworfen verworfen verschüttet hat, dass das ein Ausnehmen Zerlegen ein Schlachten war - er weiß nicht, ob das stimmt, weil es hat fast nicht sein können, das kann nicht sein und jetzt geht das Land vorbei, ein Zug ist immer zielstrebig und aschfahl die Dunkelheit gekommen oder ist das Draußen nur in den Scheiben, versandete Ecken, er steht nicht auf, er ist wie horchen und die Unsicherheit, ob das wahr ist. Ob irgendwas wahr ist. Ob alles nur ein Gefüge ist und wie eine bewegliche Mechanik, wenn man hineingreift brechen die Finger. Das Denken, das Erinnern, die Frau, ob sie wahr ist, die Frau, das Kind, aber das ist eine Vermischung im Kopf, verdammt, ein Kopf, ein Kopf ist kein Rummelplatz, aber da das Denken an das Kind und sein Kopf wie Flaum, eine Frau und seine Frau, dass eine Frau seine Frau war, dass ihn so ein Schmerz heiß umwühlt und neu würfelt und da ist nichts, was vergeht, das ist ein ausgenommener Stollen und eine gläserne Rutsche, da reißt ihm wer was weg unter den Füssen und könnt er, er würde nach was greifen, das wäre in der Welt, aber da ist nichts, es gibt, in der Welt, nichts, das bleibt, es bleibt: nichts, ein Arbeiten im Kopf wie das Bedienen von einem Klavier, dass da was dachte, aber das mochte er nicht. Das mochte er nicht.