Ein Favorit des ersten Tages
"Kein schöner Land" hieß der Auszug aus einem Romanmanuskript von Patrick Findeis. Der Deutsche, ein Favorit Burkhard Spinnens, konnte als erster Autor dieses ersten Lesetags die Jury fast restlos von seinem Text überzeugen.
Der Kommentar von Moderator Dieter Moor nach der Diskussion sagte alles aus: "Da kann man wirklich nicht sagen, dass hier ein Autor hat leiden müssen".
Mangold: "Soap-Formate wären zeitgemäßer"
Ijoma Mangold hatte als erster noch einige Bedenken anzumelden: Man sehe zwar, dass hier ein Autor schreiben könne, die Geschichte komme aber nicht ohne psychologische Klischees aus. "Sicher: Die dargestellte bäuerliche Welt, bzw. dessen mediale Spiegelung sei heute nicht mehr Teil der sozialen Wirklichkeit, aber heutige Soap-Formate würden die gewählte Problemstellung des bäuerlichen Milieus zeitgemäßer lösen."
Ursula März zum Text: "Meine Hochachtung"
Ursula März meinte, ihr sei es beim ersten Lesen zwar ähnlich gegangen, die heutige Wirklichkeit sei mehr die der Marke "Bauer sucht Frau" und in dieser Hinsicht sei der Text anachronistisch zu nennen. Ihr großes Aber: Hier werde eine große tragische Figur gezeigt, dem es mit einer höheren Instanz auch an jedem Trost fehle. "Meine Hochachtung!".
"Meisterhaft, musikalisch und hochkarätig"
"Eine wahre Entdeckung" ist der Autor für Andre Vladimir Heiz. "Der Text ist autoritär, er bringt mir hohen Widerstand entgegen". Das, so Heiz, nötige ihm Respekt ab. "Absolut meisterhaft, musikalisch und hochkarätig" waren nur einige der Attribute, mit denen Heiz den Text versah - sein letzter Kommentar - auf Schwizerdütsch - sollte ein ewiges Geheimnis für Nichtschweizer bleiben.
Daniela Strigl sagte, der Text enthalte alle Merkmal der "bösen Blut- und Bodenliteratur", gebrochen durch "Drogen, Homosexualität und Satelittenschüssel". Eine Gradwanderung, so Strigl.
Klaus Nüchtern wurde sich - ob seines Gefallens am Text - selbst verdächtig, was vielleicht mit dessen "Exotik" zu tun habe. Das sei "sehr gelungen", alles in allem ein Text voll "suggestivem Rhythmus", da stimme viel.
"Eine großartige literarische Leistung"
Burkhard Spinnen musste nicht mehr viel verteidigen. Auch er sagte, dass er das Sujet zwar auch nicht möge, weil er selbst zwischen "absterbenden Bauernhöfen", einer "sterbenden Kultur" aufgewachsen sei. "Der hier stirbt im Reichtum, dem ist nicht mehr zu helfen". Aber das sei hier zweitrangig: "Die Art wie das gemacht ist - ist eine große literarische Leistung!", so Spinnen - Widersprüche der Kollegen blieben aus.