Beginn mit Bertelsmann

Als "Vorläufer" für den Literaturkurs können die Bertelsmann Literaturstipendien und Literaturpreise gelten, die im Rahmen der Tage der deutschsprachigen Literatur von 1993 bis 1996 vergeben wurden.

Ein Projekt mit dem Bertelsmann-Verlag

Der Literaturkurs entstand - auf Initiative der damaligen Bertelsmann-Kulturreferentin Karin Graf - als gemeinsames Projekt der Veranstalter und der Bertelsmann Buch AG (heute: Random House).

Die ersten beiden Literaturkurse wurden in den Jahren 1997 und 1998 von Karin Graf und ihrer Mitarbeiterin Elisabeth Stein in Zusammenarbeit mit Doris Moser (Organisatorin der Tage der deutschsprachigen Literatur von 1997 bis 2001) durchgeführt.

Banner Klagenfurter Literaturkurs

Seit dem Rückzug des Konzerns ("Bertelsmann sagt Servus", Abendzeitung, München), also seit dem Jahr 1999, ist das Robert-Musil-Literatur-Museum, als Einrichtung der Abteilung Kultur der Landeshauptstadt Klagenfurt, für die organisatorischen Belange verantwortlich.

Ansprechpartner ist Heimo Strempfl. In Klagenfurt steht mit dem Musil Haus, das von der Stadt mit einem Aufwand von über zwanzig Millionen Schilling adaptiert wurde, seit November 1997 auch ein entsprechender Rahmen für die Veranstaltungen des Literaturkurses zur Verfügung.

 


Kursbestimmung im Literaturbetrieb

Podiumsdiskussionen im Rahmen des Literaturkurses sollen der "Kursbestimmung" im Literaturbetrieb, der Beschreibung und Analyse aktueller Tendenzen dienen. Themen dabei waren unter anderem:

  • 1998: Märkte und Meinungen mit Barbara Stang (Aufbau Verlag), Volker Neumann (Bertelsmann Buch AG), Gerhard Ruiss, (IG Autoren), Thomas Wohlfahrt (Literaturwerkstatt Berlin) und K.D. Wolff (stroemfeld/Roter Stern-Verlag) und Wege der Literaturkritik mit Andreas Isenschmid (Tagesanzeiger Zürich), Andrea Köhler (Neue Zürcher Zeitung), Sigrid Löffler (damals Die Zeit, jetzt: Literaturen), Klaus Nüchtern (Falter/Wien), Denis Scheck (Deutschlandradio Köln), Gustav Seibt (Berliner Zeitung).
  • 1999: Literatur im Netz - Literatur am Ende? Mit dem Schriftsteller Walter Grond, Iris Radisch (Die Zeit), den Medientheoretiker Martin Burckhardt und Gerald Giesecke (ZDF).
  • 2000: Literatur und Politik mit den SchriftstellerInnen Milo Dor, Eva Demski, Norbert Niemann und Hugo Loetscher.
  • 2001: Klagenfurt und kein Ende - Literatur und Öffentlichkeit am Beispiel des Bachmann-Preises mit Klaus Amann (Leiter des Robert Musil-Instituts), Karin Graf (Literaturagentin, Graf&Graf), den Schriftstellern Reto Hänny, Thomas Hettche und Uwe Wittstock (Die Welt). Die Diskussionsleitung liegt seit 1999 in den Händen von Gert Scobel(3sat).


Podiumsdiskussion als Scharnier

Die Podiumsdiskussion hat in der Zwischenzeit eine Art "Scharnierfunktion" zwischen dem Literaturkurs und der Eröffnungsveranstaltung des Bachmann-Preises.

Die Teilnehmer des Literaturkurses schätzen die Möglichkeit, den Literaturbetrieb in Klagenfurt bis zur Verleihung des Bachmann-Preises hautnah mitverfolgen zu können, wie der folgende Ausschnitt aus einem Bericht von Eleonora Hummel für die Zeitschrift "Federwelt" (August/September 2001) zeigt:

"Nach der Eröffnung des Bachmannwettbewerbs ergab sich für die Stipendiaten auf abendlichen Empfängen im ORF-Theater und im Klagenfurter Stadthaus so manches Gespräch mit Juroren, Autoren, Lektoren und Agenten. Von großem Vorteil für persönliche Kontakte war dabei die zwanglose Atmosphäre, jenseits der Hektik von Buchmessen. Mancher Teilnehmer des Literaturkurses fuhr mit einem Agentenvertrag, einer Anfrage oder gar einem Verlagsangebot heim."

Aus zahlreichen Angeboten für TeilnehmerInnen des Literaturkurses sind in der Zwischenzeit zahlreiche konkrete Buchpublikationen bei renommierten Verlagen geworden. Nicht zuletzt deshalb sei der Klagenfurter Literaturkurs, so das Urteil des Literaturkritikers Thomas Kraft in der Zeitschrift 'neue deutsche literatur' (Nr. 2/2000) - neben den Workshops des Berliner Literarischen Colloquiums, dem "Open mike"-Wettbewerb der Berliner Literaturwerkstatt und den "textwerk"-Seminaren des Literaturhauses München - eine "geeignete Plattform, um die eigenen Texte durchzuknödeln und auf sich als Autor aufmerksam zu machen".

Banner Robert Musil Literaturmuseum

"Keine kompatible Dichterfabrik"

Als sehr anregend bewertete Sabine Wen-Ching Wang, in einem Beitrag für die Schweizer Wochenzeitung (WOZ, vom 8. Juli 1999), die Gespräche während des Literaturkurses. Sie habe einiges erfahren über Stärken und Schwächen ihrer Arbeit, müsse das Ganze aber nun eine Weile ruhen lassen, um abzwägen, welche Teile der Kritik sie aufnehmen werde und wie sie diese umsetzen könnte. Wang strich dabei auch das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den TeilnehmerInnen des Literaturkurses hervor: Abends traf man sich zumeist im 'Bier-Jockel', einem österreichisch-slowenischen Lokal, und hat über Erfahrungen mit dem Literaturbetrieb, über Stipendien, Schwierigkeiten beim Schreiben und manchmal auch über Inhalte und Themen der eigenen Arbeit geredet.

Die Schriftstellerin Eva Demski, Tutorin beim ersten Literaturkurs, hob in ihrer Bilanz über den ersten Klagenfurter Literaturkurs hervor, dass die Veranstaltung keine kompatible Dichterfabrik sei, sondern ein ruhiger und konzentrierter Versuch, sich über die Produktion und Vermittlung von Literatur zu informieren und sich über die eigenen Texte mit den TutorInnen auszutauschen.

Zukunftshoffnungen für die Literatur

Die TeilnehmerInnen der bisherigen Klagenfurter Literaturkurse können heute durchwegs entweder als bereits etablierte AutorInnen in der Literaturszene oder als Namen bezeichnet werden, mit denen man große Zukunftshoffnungen für die deutschsprachige Literatur verbindet.

Einige von ihnen haben sich später natürlich auch um den "Ingeborg-Bachmann-Preis" beworben. Etwa Timm Staffel (Nun bin ich offiziell und seriös geworden..., Berliner Morgenpost, 1998) oder Terézia Mora, die den Bachmann-Preis im Jahr nach ihrer Teilnahme am Literaturkurs (1999) auch gewonnen hat.