25. Tage der deutschsprachigen Literatur 2001
Themenvielfalt auch am 3. Tag der Klagenfurter Lesungen
Mit einer West Ost- Beziehungskiste, die im Urlaub in die Krise gerät, begann am Samstag Katrin Askan den letzten Lesetag. Eine kleine gelungene Skizze der schlechten Laune eines Urlaubspaares urteilten die Juroren. So "well made Stories " lasse man sich gerne am so frühen Morgen erzählen, hieß es. Dann wurde diskutiert, ob es das Genre der psychologischen Novelle überhaupt geben dürfe.
Artur Becker erzählte eine Geschichte vom schlitzohrigen Onkel Jimmy, der in sein polnisches Heimatdorf zurückkehrt. Weder polnische Feuerversicherungen noch kanadische Schuldenberge können Onkel Jimmy dabei wirklich so in Unruhe versetzen, als dass er nicht einen Ausweg wüsste, damit er als der reicher Onkel aus Amerika empfangen wird. Ein talentierter genuiner Erzähler, der einen großen Stoff gekonnt erzählt, lobte die Jury. Ein postkommunistischer Schelmenroman, kauzig schnurrig und pointenreich, vielleicht aber mit einem Hauch von zu viel Folklorismus, Wodka, Katholizismus, Schwarzmarkt und Großfamilie, meinten die Juroren weiter. Man freute sich auch über die Rückkehr der Genremalerei und der Idylle in die Literatur und dass mit den Stimmen der Autoren vom Rande des Sprachgebietes der Klang und der Tonfall der Sprache wieder vielfältiger werden.
Ein Kaleidoskop unserer von Gesundheits- und Markenwahn geplagten Welt entwarf dann Philipp Tingler. Das Tagebuch eines ästhetischen Dandys, langweilig, ein überflüssiger Text mit zu vielen Wörtern, urteilte ein Teil der Jury. Da sollte man doch zwei, drei Kilogramm Adjektive herauskippen, empfahl man dem Autor. Der Ausdruck wie sehr in unsere Gesellschaft die Stilfrage die psychologische Analyse heute schon ersetzt habe, hielten die anderen Juroren dagegen und fanden, dass überhaupt jeder Text es wert sei geschrieben zu werden.
Als letzter Autor trat dann Rainer Merkel vor die Jury. Er zeigte auf, wie schwer es für einen Newcomer ist, in der glatten Welt einer Agentur des New Economy Zeitalters den Einstiegstest zu bestehen. Der Text versuche die Unfassbarkeit dieser Welt zu zeigen, man sei aber nicht ganz sicher, ob er dies nicht zu vage tue, urteilte die Jury. Es werde da nämlich mehr behauptet als erzählt, und der Text enthalte zu wenig Grundmaterial, aber diese Welt er Agenturen seien auch in der Realität für die draußen nicht fassbar. Insgesamt eine gut erzählte Haltungschoreographie der Angst und Bekommenheit. Kontakt: Webmaster:
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