Bachmannpreis ORF.at Information
FR | 11.02 | 15:51
Zweiter
Lesetag
Österreich-Beiträge überzeugten nicht
Mit Gerhild Steinbuch und Anna Kim lasen am Freitag die österreichischen Teilnehmerinnen am Bachmann-Bewerb. Während Steinbuch die Jury wenig begeisterte, wurde Kim zunächst kontrovers diskutiert. Letzlich fand aber auch Kim keine ungeteilte Zustimmung.

Christoph Simon
Lachen und Kritik für den Dachs
Der Schweizer Christoph Simon eröffnete am Freitag den zweiten Tag der Lesungen. Davon, wie man einen Dachs zum Haustier hält und "sich selbst in der Flucht vor dem Alltag neu beginnt" ist in "Planet Obrist" die Rede.

Die "Suche nach dem Ich" des Franz Obrist erntete Lachen und Kritik und geriet der Jury zur Suche nach dem "perfekten literarischen Haustier".

Mehrere Jurymitglieder bemängelten die "Ziellosigkeit"des Textes. Martin Ebel hielt entgegen, die kritisierte "Unschlüssigkeit" des Textes sei "Programm".

Martina Hefter
Geteilte Meinung zur Zugreise
Martina Hefter, auf Vorschlag von Ursula März nach Klagenfurt angereist, las aus einer (noch) titellosen Erzählung. Eine Bahnfahrt wird darin zum Ausgangspunkt einer literarischen "Gedankenreise" in die Kindheit.

Hefters Ich-Erzählung stieß auf unterschiedliche Bewertung. Daniela Strigl ortete eine "Beobachtung über das Verborgene" und Martin Ebel ein "geheimes Zentrum des Textes".
 
Burkhard Spinnen vermisste jedoch eine gewisse "Schärfe" und für Ilma Rakusa waren manche Szenen zu lang.

Gerhild Steinbuch
"Imitierte Literatur" von Steinbuch
Mit Gerhild Steinbuch ging am Freitag die erste österreichische Autorin in den diesjährigen Bachmann-Bewerb.

Steinbuch las auf Vorschlag Daniela Strigls aus "Ins Wasser schlachten". Eine verstörende Familiengeschichte rund um ein Kind, das sich selbst und von seinen Eltern als "Fehler" empfunden wird, war hier Thema.

Die Jury reagierte wenig bis gar nicht begeistert. Hier werde Literatur nur imitiert, meinten Radisch, März und Nüchtern. Strigl hielt entgegen, der Text habe "Mut zum Pathos".

Barbara Bongartz
Ratlosigkeit bei "Karpfen grün"
Die in Berlin lebende Autorin Barbara Bongartz war der Einladung Ilma Rakusas nach Klagenfurt gefolgt, um mit "Karpfen grün" eine rätselhafte Familiengeschichte mit tragischem Ausgang vorzutragen.

Die Jury blieb skeptisch  - und etwas ratlos  - zurück. Spinnen war erstaunt, es nicht mit einem Romananfang zu tun zu haben, auch Ebel fehlte "das Fleisch". Rakusa hingegen lobte die "erzählerische Ökonomie" des Textes.

Anne Weber
Zwiespältige Beurteilung für Weber
Die deutsche Autorin Anne Weber kam auf Einladung von Ursula März nach Klagenfurt. Die Jury war über die im Textauszug geschilderte "Großraumbüro-Welt" geteilter Meinung.

Während Detering, Ebel und Rakusa restlos begeistert waren, kritisierten Radisch und Strigl, dass der Text "Essayismus im Gewand einer Geschichte" sei.

Klaus Nüchtern urteilte "Viel zu unbestimmt!", und Burkhard Spinnen schloss sich dem an.

Anna Kim
Intensive Debatte über "Das Archiv"
Anna Kim las auf Vorschlag Daniela Strigls aus "Das Archiv". Mit ihr ging auch die zweite  - und letzte - österreichische Autorin im Wettlesen an den Start.

Ein Fotoarchiv als System ausgelagerten Erinnerns war Thema in der gleichnamigen "Versuchsanordnung" von Kim. Der Text wurde kontrovers und intensiv diskutiert, fand aber keine ungeteilte Zustimmung.

Die "Versuchsordnung" werde teils nicht konsequent beibehalten, urteilten einige  Juroren. "Der Text geht auf Zehenspitzen", meinte etwa Spinnen.

Klaus Böldl
Keine Zustimmung für "Passau"
Mit Auszügen aus Klaus Böldls "Passau" endete der zweite Lesetag in Klagenfurt.

"Passau - Ein Versuch" ist eine detailreiche Beschreibung von Straßen, Gässchen und Plätzen, aber auch Menschen. Sehr dominant ist der Katholizismus.

Heinrich Detering hatte den in München lebenden Autor zum Wettlesen eingeladen. Die Jury goutierte den "geschichtlichen Spaziergang" wenig.