Tag Drei: Neue Favoriten, große Verrisse
Der letzte Lesetag brachte einen Verriss des Textes von Iris Schmidt. Er wird wohl als der am schlechtesten besprochene Text der TDDL 2010 in die Geschichte eingehen. Für Peter Wawerzinek und Verena Rossbacher lebt die Hoffnung auf einen Preis weiter.
Ein Favorit? Wawerzinek eröffnete Lesungen
Peter Wawerzineks "Rabenliebe" eröffnete den dritten und letzten Lesetag der TDDL 2010. Vorgeschlagen wurde der in der DDR aufgewachsene Autor von Meike Feßmann. Der Autor widmete seine Lesung der erkrankten Hannelore Kain. Die Jury zeigte sich von Wawerzineks Prosa voller "Glut und Herzschlag" (Keller) fast durchwegs begeistert, so daß der Autor zum engeren Kreis der Favoriten um den Bachmannpreis gehören dürfte.
Jurydiskussion Peter Wawerzinek
Völliger Verriss für Iris Schmidt
Auf Wawerzinek folgte die deutsche Autorin Iris Schmidt mit dem Text "Schnee". Ihr Text, von der Jury als "Kafka-Abklatsch" und "Stephen King für Arme" verrissen, geht als der am schlechtesten besprochener Text in die Geschichte der TDDL 2010 ein. "Sehr ungelenk und unbeholfen" (Spinnen) sei Schmidts Text eine "banale Horrorgeschichte (Sulzer) dem "jede Eigenheit" (Feßmann) fehle - auch wenn Hildegard Elisabeth Keller darin ein "böses Märchen" zu erkennen glaubte.
Das Publikum lachte viel, die Jury weniger
Mit dem Autor Christian Fries, vorgeschlagen von Paul Jandl, ging es am Nachmittag weiter. Sein Text "Hutmacher, privat" brachte das Publikum zum Lachen - die Jury fungierte als selbstgewählte "Spaßbremse" (Winkels) und fand es teilweise gar nicht komisch. Auch der Vortrag des Autors, im zweiten Beruf Schauspieler, führte zu Diskussionen: Der "wilde Ich-Erzähler", von Elisabeth Keller noch goutiert, ließ den "ernsthaften Unterton" für Meike Feßmann verloren gehen - übrig blieb Vielen der "vordergründige Witz" (Fleischanderl) und das Gefühl, der Autor habe für Klagenfurt eine "kalte Platte" an Highlights (Spinnen) komponiert.
Jurydiskussion Christian Fries
"Sprachexperiment" spaltete Jury
Ein österreichisches "Alphabet der Indizien" beendete die Lesungen der diesjährigen Tage der deutschsprachigen Literatur: Verena Rossbacher ging mit dem Romanauszug "schlachten" (sic!) als Letzte an den Start.
Der experimentelle Text ließ die Jurydiskussion zwischen "Ethnosachen", "Bibelstunde" und "Grundsatzphilosophie" (Clarissa Stadler) hin und her pendeln, ganz einig wurde man sich über den Rossbaches Text und seine Autorin ("eine auf Hochtouren laufen Sprachmaschine") jedoch nicht: Wobei Karin Fleischanderl den deutschen Kollegen, allen voran Burkhard Spinnen, sogar die Fähigkeit absprach, den "österreichischen Tonfall in der Literatur" richtig eineinordnen zu können: "Sie haben sich blenden lassen!"
Und trotzdem: Rossbachers Chancen auf eine Klagenfurter Preis scheinen nicht allzu schlecht zu stehen.
Jurydiskussion Verena Rossbacher
Tag Eins: Viel Lob für Elmiger