Tag Eins: Kein Favorit, viel Lob für Elmiger

Fünf Autoren haben den ersten Lesetag der Tage der deuschsprachigen Literatur bestritten. Während die ersten drei bei der Kritik durchfielen, wurde der letzte Text dieses Tages äußerst wohlwollend besprochen.

Wenig Begeisterung für "Katzenberge" 

Der erste Text dieses Tages, "Katzenberge" von Sabrina Janesch, erzählte von der Umsiedelung ukrainischer Bauern von Gallizien nach Schlesien: 13 Männer werden gegen ihren Willen von den Russen per Zug in die Fremde verfrachtet, um dort die verlassenen Bauernhöfe der Deutschen zu besiedeln. Der Text war auf Vorschlag Alain Claude Sulzers eingeladen worden, die Urteile der Kollegen fielen wenig begeistert aus und reichten von "eine harmlose Geschichte" (Hubert Winkels) über "zu brav" (Karin Fleischanderl) bis hin zu "leider etwas farblos".

Sulzer versuchte noch beschwichtigend einzugreifen, stieß bei den Kollegen aber auf wenig Widerhall.

Jurydiskussion Sabrina Janesch

 

Altwasser konnte "Anspruch nicht einlösen"

Volker H. Altwassers las als Zweiter dieses ersten Lesevormittags in Klagenfurter ORF-Theater vor. Sein Text "Letzte Fischer" handelte vom langsamen Absterben der Hochseefischerei und den Entscheidungsnöten eines "jungen, ehrgeizigen Mannes". Sein Text - ein Vorschlag Meike Feßmanns - fiel bei der Jury ebenfalls mehrheitlich durch, auch wenn in dem einen oder anderen Jurykommentar durchaus Respekt für Altwassers "skurrilen Alltagsvorgang" heraus zu hören war. Trotzdem: Zuviel "unfreiwillige Komik" im Text, der mancherorts ins Psychologische abgleite: "Eine Geschichte fürs Jugendbuch" (Paul Jandl).

Jurydiskussion Volker H. Altwasser

Ungewöhnliche Vater-Sohn-Beziehung missfiel

Christopher Kloeble las als Letzter dieses ersten Lesevormittags vor, sein Romanauszug "Ein versteckter Mensch" handelt zwar von einer eher ungewöhnlichen Vater-Sohn-Beziehung, war der Jury vielleicht deshalb aber auch teilweise "zu umständlich". Juryvorsitzender Burkhard Spinnen meinte gar: "Hier habe ich das Gefühl, die Figuren wehren sich gegen das, was der Autor mit ihnen vorhat". Die Jury monierte "falsche Bilder" und "mangelnde Sensibilität", Paul Jandl meinte schließlich sogar, der Text "immunisiere" sich mit der ihm eigenen "Logik der Demenz" gegen Kritik.

Jurydiskussion Christopher Kloeble

"Depressive Verstimmungen" nach Mezger-Text

Mit Daniel Mezger, der auf Einladung Burkhard Spinnens nach Klagenfurt gekommen war, ging es am Nachmittag weiter. Der Schweizer las aus dem Roman "Bleib am Leben" vor. Die Jury wurde sich über den Appell eines Dorflehrers, der seine Frau verlässt und sie dann fortwährend anfleht, sich nicht umzubringen, "am Leben zu bleiben", nicht einig. So mancher fand sich durch die als Monolog gestaltete Geschichte sogar in "depressive Stimmung" (Sulzer) versetzt. Und: "Nach drei Seiten weiß man worum es geht".

Jurydiskussion Daniel Mezger

 

Bachmannstudio im ORF (Bild: Johannes Puch)Bachmannstudio im ORF (Bild: Johannes Puch)

 

Viel Wohlwollen für Elmiger

Die letzte Autorin des ersten Tages war Dorothee Elmiger, ebenfalls aus der Schweiz. Mit ihrem Text "Einladung an die Waghalsigen fanden die ersten fünf Stunden Bachmannpreis zu einem äußerst vielversprechenden und "positiven Abschluss", wie Moderatorin Clarissa Stadler bemerkte. "Eine originelle und für eine so junge Autorin unglaublich clever gemachte Prosa" (Feßmann), "sehr spielerisch gemacht, auch inhaltlich" (Winkels) - nur Alain Claude Sulzer gab sich ratlos: "Ich bin froh dass man mir den Text jetzt erklärt hat".

 

Jurydiskussion Dorothee Elmiger

 

 

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