Tag Zwei: Ein erster Favorit?

Viel Lob erhielt am zweiten Lesevormittag der Deutsche Aleks Scholz mit seinem Text "Google Earth". Nur Juror Burkhard Spinnen warf dem Text "Herzlosigkeit" vor. Auch Judith Zanders Text kam relativ gut an, Ballhausen und Kleindienst dafür weniger.

Rätselhaft oder doch geheimnislos?

Mit Thomas Ballhausen ging am Freitag der erste Österreicher in den Bewerb.Die Jury konnte sich bei dessen Text "Cave Canem" nicht darüber einig werden, ob es nun um einen rätselhaften oder doch völlig geheimnislosen Text handelt. Während sich die einen über leere Bilder ("eine einzige Nebenwerferei") mokierten, zogen andere Parallelen zu Dorothee Elmigers Text, der ja äußert gut besprochen worden war.

Jurydiskussion Thomas Ballhausen

 

Scharnigg: Zu viel "sprachliche Patzer"

Der deutsche Autor Max Scharnigg las: "Die Besteigung der Eigernordwand unter einer Treppe". Sein Text fiel mehrheitlich bei der Jury auch wegen einiger sprachlicher "Patzer" durch und ließ letztendlich einen Teil der Jury "skeptisch" (H.E. Keller) zurück, wo der andere durch den Text auch "verblüfft" (Feßmann) worden waren. Trotz angedeuteter Parallelen zu Kafkas Hungerkünstler (Burkhard Spinnen) blieb die Idee Scharniggs, seinen Protagonisten "mit einem "Riesenaufwand an Worten" ohne Nahrung und Stoffwechsel auskommen zu lassen, "in der Treppe stecken" (Sulzer).

 

Jurydiskussion Max Scharnigg

Viel Jury-Lob für Scholz-Perspektive

Aleks Scholz beschloss mit seiner Lesung den zweiten Lesevormittag in Klagenfurt: Sein Text "Goggle Earth" regte die Jury zu ausufernden Diskussionen an, besprochen wurde der Text, den Hubert Winkels für Klagenfurt vorgeschlagen hatte, mehrheitlich gut - nur Burkhard Spinnen warf dem "makellosen" Text dessen "Herzlosigkeit" vor. Andere wiederum lobten dessen "hohe sprachliche Präzision" (Keller) und die in luftiger Höhe angesiedelte  "reizvolle Erzählhaltung" (Fleischanderl).

 

Jurydiskussion Aleks Scholz

 

Langeweile, oder doch "erzählerische Ruhe"?

Mit Judith Zanders Text "Dinge, die wir heute sagten" ging es am Nachmittag weiter. Zanders Romanmanuskript erzählt die Geschichte eines 16-jährigen, seinem Leben völlig apathisch gegenüber stehenden Mädchens der DDR, die durch eine Vergewaltigung schwanger wird. Wo Meike Feßmann "große erzählerische Ruhe" sah, machte sich bei so manchem Kollegen die Langeweile breit. Keller verteidigte die von ihr eingeladene "Geschichte einer Entfemdung": Die Figur müsse erst wieder gehen lernen - wolle aber nicht".

 

Jurydiskussion Judith Zander

Text unter "Pornographie-Verdacht"

Der Österreicher Josef Kleindienst war als letzter Autor dieses zweiten Lesetages angetreten, um seinen Text "Ausgehen" vor Jury und Publikum zu präsentieren. Der Text fiel mit dem von der Jury geäußerten Pornographie-Verdacht gleichsam ins Bodenlose. "Ein brutaler Text über eine brutale Handlung", urteilte Alain Claude Sulzer, der den Text in dieser Hinsicht zwar "perfekt" nannte, sich aber wie seine Kollegen nicht sicher war, ob dieser denn nicht "voyeuristisch" sei. Karin Fleischanderl versuchte zu verteidigen, stand jedoch mit ihrer Sichtweise ("Der Text ist eine Wohltat") auf verlorenem Posten.

 

Jurydiskussion Josef Kleindienst


Tag Eins: Kein Favorit, viel Lob für Elmiger

 

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