Sponsored by Telekom Austria Terezia Mora ist die Bachmann-Preisträgerin 1999
Redaktion: Dolores Hibler
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Ein Blick hinter die Kulissen Die Technik und Organisation des Wettbewerbes stellen wir auf einer eigenen Seite vor.
Die Preisträger 1999
Ingeborg-Bachmann-Preis
(ATS 250.000,-)
 250 000 S dotierten Ingeborg Bachmannpreis erhielt Terézia Mora für ihren Text "Der Fall Ophelia".

"Ein Text,  der so schön wie genau von der schwebenden Jugend in einem fremden Land berichtete", begründete Thomas Hettche seine Wahl. Dieter Bachmann fand die Geschichte einer jungen Ophelia, die als Außenseiterin ein Leben im Widerstand im fremden Land lebte, präzis entwickelt und somit preiswürdig. Der poetisch, lakonische Bericht von einer Kindheit im Schwimmbecken, eine wunderbare Studie über das Fremdsein, urteilte Iris Radisch. 

Der Rowohlt Verlag will im Juli Terezia Moras Erzählband "Seltsame Materie" veröffentlichen. Der Text handelt von der Emanzipation einer jungen Frau, die aus einer dörflichen Trinker-Familie aus Ungarn stammt, und mit Gedichteschreiben einen Ausweg sucht. Mora, die Theaterwissenschaften in Berlin und Budapest sowie Drehbuchschreiben an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin studiert hat, stammt selbst aus einem ungarischen Dorf nahe der österreichischen Grenze. Mora hat mehrere Drehbücher und literarische Übersetzungen aus dem Ungarischen verfaßt. Vor zwei Jahren erhielt sie bereits den Open-Mike-Literatupreis und den Würth-Literaturpreis.

Ernst-Willner-Preis
(ATS 160.000,-)
Den Ernst Willner Preis, von 38 Verlagen mit 160 00S ausgestattet, vergaben die Juroren an Thor L.Kunkel für seine Geschichte vom "Doppelleben der Amöbe". 
Der Bericht eines modernen Steppenwolfes, die schnörkellose Inszenierung jungenldichen Lebensgefühls, ein ungeschminkter Bericht von den Schiffbrüchen unserer Zeit, befand Iris Radisch. Dem Autor gelinge es den unbestechlichen Blick auf eine heutige Randexistenz zu richten, diese dabei aber nicht in der ureigen Poesie der Gräßlichkeit allein zu lassen, meinte Hardy Ruoss. Für Silvia Bovenschen sprach die ungewöhnliche Prosa, die ein kurioses Miteineinander von Mensch, Mikrobe und Milchstraße zulasse.
Preis des Landes Kärnten
(ATS 120.000,-)
Der Preis des Landes Kärnten (120.000 Schilling) ging nach vier Wahlgängen an den Deutschen Stefan Beuse für seinen Text "Verschlußzeit".
 Im Innersten, wo es am bittersten ist, wo Sprachverlust die Vergangenheit eingekreidet hat, dringt diese als Verschlußzeit in Gegenwart und Zukunft, begründete Robert Schindel seine Stimme. Einfach und komplex, unterkühlt mit großem Orchester auf die Stille hin konstruiert,befand thomas hettche und votierte für Stefan Beuse. 
3sat-Preis
(DM 10.000,-)
Den Preis des TV-Senders 3sat (10.000 Mark / 5.113 Euro / 70.356 S) erhielt der Schweizer Christan Uetz.
 Sein Text, ein an konkrete Poesie erinnerndes Langgedicht "Hirnhelle Heroine". Ein Autor, dessen kühner Schwung ihn beeindrucke, der die Sprache selbst zum Thema mache und überführe in einen Text,  im dem sich Erkenntnis und poetische Kraft unauflösbar verbinden, das beeindrucke ihn, so Dieter Bachmann. Ein Autor, der mit blitzhellem , aber klar kalkuliertem Spiel den absoluten Ernst dessen, was am Anfang war und am Ende sei, einfange, so Hardy Ruoss und weil es der Menschenwelt Sinn gäbe laut Wörter zu setzten daher stimme auch er für Christian Uetz. Ulrike Längle nannte den Text, eine Liebeserklärung an die Sprache.
Telekom-Stipendium
(ATS 50.000,-)
Das Telecom-Stipendium, das dieses Jahr zum ersten Mal verliehen worden war, geht an die Deutsche Autorin
Patricia Görg für ihren Text "Glücksspagat"
.

Diese Wahl hatten die Juroren bereits vor der Preisvergabe getroffen. Für die Verleihung des Stipendiums waren daher keine weiteren Wahldurchgänge notwendig. Überreicht wurde das Stipendium DI Franz Kaiser von der Telekom Austria. 


Keine Highlights !
Keine Highlights, aber
solides Handwerk 
Der 23. Ingeborg Bachmann Wettbewerb zeigte solides Handwerk ohne alles überstrahlende Highlights, aber auch ohne großes Desaster. So lautete die Meinung der Jury am Ende des dritten Tages der Lesungen.

Der erste Tag
- eine Zusammenfassung
Tod und Lachen
im Klagenfurter ORF-Studio

Mit einer  Elegie auf Abschied  und Vergehen  begann die deutsche  Autorin  Autorin Katharina Hacker den  ersten Lesetag. Wie nahe Tod und Lachen auch in Klagenfurt nebeneinander liegen, zeigte der zweite Text: Thomas Kapielski nahm  Bachmannbewerb und Literaturbetrieb  satirisch - ironisch ins Visier. Mit einem sorgfältig gebauten Text, in dem ein Museumswärter seine Welt zwischen moderner Medienwelt  und den Bildern der alten Meistern aufbaut ,setzte  Patricia Görg fort. Der Schweizer Autor Christian Uetz trug seinen Text, eine Art  verbales Perpetuum Mobile, auswendig vor - aber nur die Bewunderung für seine Gedächtnisleistung einte die Jury.  

Am Nachmittag dann zwei österreichische Autoren . Gudrun Seidenauers Text, die Geschichte einer Verstörung war für Juror Dieter Bachmann beängstigend und drängend, daß es einem die Luft abschnüre, für Iris Radisch hingegen geschwätzig und unerträglich. Viel Lob erhielt  der Letzte des ersten Tages, Vladimir Vertlib, für seine Geschichte über die inneren Werte eines Mannes, der  eine Frau kaufen will. 

Der erste Tag des 23. Bachmannbewerbes bot jedenfalls sechs sehr unterschiedliche Texte - Juror Dieter Bachmann meinte, die Juroren würden  einen "Straußenmagen" benötigen.


Keine eindeutigen
Favoriten
Fazit nach 3 Lesetagen, eindeutige Favoriten für die Gewinner gab es keine. Die Zahl derer, aus denen am Sonntag dann die Preisträger ausgewählt wurden, war groß. Es hieß abwarten, was die Juroren noch an Positivem oder Negativem in den Texten finden würden, wenn sie diese am Nachmittag und am Abend noch einmal nachlesen hatten. 

Der zweite Tag
- kurz formuliert

Der 2. Bachmanntag begann verheißungsvoll. Monika Helfer konnte mit coolen Erwachsenen und brüchigen Familienverhältnissen die Juroren überzeugen. Mit großer Zustimmung endet der Tag auch bei Thor Kunkel. Seine Hauptfigur, ein Versager, der die Welt nur mehr amöbenhaft von der Matratze aus erlebt, schien kultbuch-würdig. Dazwischen war es - salopp formuliert - etwas lau. Thomas Jonigk konnte mit seiner Geschichte über Gewalt und Vergewaltigung nicht wirklich provozieren, Terézia Moras Heldin aus dem ungarischen Dorfe war als rächende Ophelia denn doch etwas zu viel im Wasser unterwegs. Ruth Erats Protagonistin spürte im Schweizer Dorf zu detailmühselig der Vergangenheit nach und in Ursula Frickers Beziehungsgeschichte tickte zu pingelig eine Schweizer Uhr durch.

Wo sind nun die Favoriten für den Preis, die Preise? Wird sich das biblische Wort von den Letzten, die die Ersten sein werden, bewahrheiten oder bleibt es spannend, weil sich auch heute kein Übertext in den Vordergrund drängt? Fünf Preise sind zu vergeben, wer kommt in die Endrunde?


Abschluß der Lesungen
- der dritte Tag
Jury  immer
wieder uneinig
Peter Stamm konnte mit seinem Text über eine gescheiterte Beziehung nur Juror Hardy Ruoss voll und ganz überzeugen, entzündete mit seinem Text aber einen heftigen Disput zwischen Robert Schindel und Iris Radisch darüber, wie man denn an einen Text herangehe und welche Kriterien man ansetzen dürfe, könne und müsse.Positiv aufgenommen wurde danach Stefan Beuses Familiengeschichte über die Bande zwischen Tochter, Vater und Großvater. Viel Zustimmung erhielt auch Aglaja Veteranyi für die Geschichte einer Kindheit im rumänischen Artistenmilieu. Die Schilderung aus der Kinderperspektive sei eines der schwierigsten Unterfangen der Literatur, waren sich die Autoren einig. Sie erntete viel Lob, als herausragend wurde aber auch ihr Text nicht bezeichnet. Danach spaltete Christian Mährs Geschichte über einen Unterhaltungsschriftsteller, der den Weg aus einer Schreibblockade sucht und dabei eine Insel entdeckt, die Juroren.  

Kontaktadresse:

ORF Kärnten Ingeborg-Bachmann-Preis
Sponheimer Straße 13,  A- 9020 Klagenfurt
Tel: +43 (463) 5330 29529 (Frau Salbrechter)
mail:
bachmann.preis@orf.at

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