28. Juni 2001

Der erste Tag brachte ein bunter Themenpotpourri vom e-Mail bis zur Liebesgeschichte, hin bis zum Märchen und der näheren Vergangenheit in West und Ost. Lieber Oberlehrerseminar als Schlachthof, meinten die Juroren und diskutierten ohne böseartiges Gift zu verspritzen. Noch eines war nach dem ersten Tag des 25. Literaturbewerbes klar: man schreibt wieder übers Schreiben und die Literatur ist nicht mehr todernst, es darf wieder gelacht werden.

Lesung und Diskussion Ludwig Laher

Mit einem Text, in dem er über die überschwappende Informationsflut, die Verdigitalisierung und die globale Vernetzung unserer Welt philosophiert, eröffnete Donnerstagfrüh Ludwig Laher, der einzige Österreicher im Bewerb, den Klagenfurter Lesereigen...

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Am Beginn des Literaturwettbewerbes, der gewissermaßen ein Barometer für die Trends der zeitgenössischen Literatur ist, stand ein Satz aus der klassischen Literatur. Ludwig Laher, der als erster in die Lesearena trat, hat an den Anfang seines Textes ein Hölderlinzitat gestellt. Lahers Text "Fluchtanstalt", in dem er die überschwappenden Informationsflut und globale Vernetzung thematisiert und kritisiert, wurde wohlwollend aufgenommen. Die Jury lobte den Mut, dem Bimbam der Medien das Wort entgegenzuhalten. Sei auch viel Wortsand im Text zu finden, die Zahl der Nuggets sei beachtlich. Ein kluger Text über die Postmoderne, voll Musikalität, aber vielleicht doch ein wenig zu klug, blieb das Jurorenurteil ein wenig in der Schwebe.


Lesung und Diskussion Heiner Link

Heiner Link las eine Geschichte, in der er mit Ironie und Humor vom erotischen Abenteuer eines jungen Mannes erzählt, und welche Rolle der gestrenge Vater des jungen Mädchens und das geliebte Auto der Mutter des jungen Mannes in der Liebesbeziehung und in der Mutter-Sohn-Beziehung spielen.

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Mit einer Geschichte in der das Auto der Mutter bei einem erotischen Abenteuer des Sohnes eine nicht unwesentliche Rolle spielt, trat dann Heiner Link an. Ganz einig waren sich die Juroren nicht, wann die Geschichte denn nun genau spiele. Wurden die einen an Heinz Erhardt und seine Geschichten erinnert, dachten andere an Ingrid Steger und Klimbim. Für Birgit Vanderbeke war es gar nur Erotik der geriatrischen Art.


Lesung und Diskussion
Antje Strubel-Ravic

Mit der Geschichte einer jungen Fabrikarbeiterin aus dem Osten und ihrer Beziehungen zu zwei Männern trat Antje Ravic Strubel in den Lesering.

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Die nähere Vergangenheit war auch Thema in Antje Ravic Strubels Geschichte. In ihrem Text über eine Fabrikarbeiterin in der DDR, die hin- und hergerissen ist zwischen zwei Männern, zeichnet die Autorin ein subtiles Bild des Ostens Ende der 70er Jahre. Wunderbar ausbalanciert zwischen grauer Realität und Märchenwelt, detailgetreu, milieusicher und voll schöner Tristesse erzählt, waren sich die Juroren einig.


Lesung und Diskussion
Norbert Müller

Norbert Müller las eine Auszug aus seinem Roman "Lustig in die Welt hinein", die Geschichte eines Schriftstellers, die von der Banalität und den Schwierigkeiten des Alltags und dem hehren Anspruchs des Autors erzählt.

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Norbert Müller erzählte von seinem Helden Lambert , der in die Sicherheit einer reichen Heirat geflüchtet ist, jetzt aber gerade durch diese Sicherheit an einer Schreibblockade leidet. Mit Witz und Ironie zeichnet Müller das Bild eines Autors, erzählt von seine Ängsten, aber auch von den Gefahren die in der Sicherheit eines bürgerlichen Lebens und in den menschlichen Vorbildern für die Geschichten stecken. Nicht jeder will sich als Buchfigur wiederfinden.

Gekonnt und gut gemacht, man habe dabei nicht unter Niveau gelacht, so die Jury. Aber uneingeschränkt blieb das Lob nicht, den meisten der Juroren war es dann doch zu holzschnittartig, der Sorgengenerator und der Außenseiter voll Sehnsucht nach dem Misserfolg ohne den erwarteten Drive.


Lesung und Diskussion
Ute-Christine Krupp

Ute Christine Krupp las "Köln -Tokio - ein Text für Klagenfurt", in dem e-Mail, Postkarten und das Telefon das persönliche Treffen ersetzen. Die Kritik der Jury war teilweise hart.

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Nach der Mittagspause zeigte Ute Christine Krupp, in "Köln Tokio" eine Gesellschaft in der e-Mails, Postkarten und das Handy den persönlichen Kontakt schon weitgehend ersetzen. Mit klinischer Kälte werde da untersucht, der Mensch sei fast nur mehr ein unbedeutendes Element in einer Versuchsreihe über Kommunikation. Doch je kälter die Welt werde, desto größerer Spielraum eröffne sich der Fantasie - urteilte die Jury. Sie lobte den gekonnten Bau der Geschichte, bemängelte aber das Fehlen von Leidenschaft und Sinnlichkeit. Die Geschichte verrate ihr Thema nicht, schicke den Leser statt dessen zum Ostereiersuchen.


Lesung und Diskussion
Brigitte Schär

"Stellen Sie sich bitte vor, sie betreten auf einem Friedhof die Leichenhalle", bat zum Abschluss des ersten Lesetages die Schweizer Autorin Brigitte Schär die Jury und das Publikum.

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Zusammenfassung von Dolores Hibler, ORF Kärnten


PRESSESPIEGEL


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