25. Tage der deutschsprachigen Literatur 2001
Für gemischte Kost gab es am zweiten Tag des Literaturbewerbes Lob und Verrisse. Auch die ersten Favoriten auf den Ingeborg Bachmann Preis zeigten sich. Obwohl man natürlich weiß - nix ist fix bis Sonntag Mittag.
Für seinen Text "Muttersterben "erhielt Michael Lentz viel Lob. Der Text sei ausgewogen und doch doppelbödig, eine kalte Ouvertüre voller Wut und Schmerz über das Sterben, ein gelungener Versuch, der zeige, wie Sprache das Weinen zu verhindern suche, urteilten die Juroren.
Von Hausbesetzern, die aufs Land ziehen und dort die Natur und die Liebe entdecken, erzählte dann Annegret Held. Ein sinnlicher und ironischer Text über das Soziotop der Bundesrepublik, befand ein Teil der Jury. Manche erkannten sich sogar selbst ein bisschen wieder, die andern fanden es doch ein wenig unscharf und zu wenig ironisch.
Danach fand der Text von Tanja Langer, der über den Aufstieg des Nationalsozialismus bis in die Gegenwart ging, und das Leben einer zweifachen Mutterbeschrieb, kaum Zustimmung. "Breihaft sei die Generationsauseinandersetzung der dritten Reihe", "eine Materialsammlung, aber noch kein Text" und ein "Text voll unerträglicher Sanftmut", hieß es Urteil.
Sex kann auch literarisch tödlich sein, musste danach Robert Fischer erkennen. Durchgefallen, das Klassenziel trotz großer souveräner Prosa nicht erreicht. So lautete der Tenor für Fischers Mischung aus Sexualerfahrungen und -wünschen, aus griechischer Mythologie und Philosophie. Selbst als Seminararbeit wäre die Sprache nicht glaubhaft, hieß es. Als Versuch pornografischen Literatur sei der Text ebenfalls ein Flop - eigentlich wolle man darüber gar nicht urteilen.
Großes Lob dann am Nachmittag für Jenny Erpenbeck, und ihre gekonnt gebaute Familiengeschichte über die Nachkriegszeit. Wunderbar, perfekt erzählt, voll Zuneigung zu den Figuren, ohne diese zu vereinnahmen, so die Juroren. Schwebende Doppelbödigkeit wurde wahrgenommen, es gehe um Wahrheit und um die reflektierende Wahrheit im Zerrspiegel der Nachgeborenen. Da würden dem Leser Räume geöffnet und er könnte die Geschichte in sich fertig schreiben, mehr und besseres könne man von Literatur nicht fordern, lautete das einhellige Urteil.
Mit seiner Hasengeschichte hat am Schluss dann Ulrich Schlotmann nicht nur ein Diskussion über die Zubereitungsarten von Hasenbraten ausgelöst, auch die Aufgabe und die Kriterien der Jury wurden von dieser dabei hinterfragt. Kontakt: Webmaster:
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