Dritter Lesetag: Familie, Wespen, Porno

Am letzten Lestag 2011 lasen Leif Randt, Anne Richter, Michel Bozikovic und Thomas Klupp. Randt und Richter schilderten Familienzustände innerhalb von Lifestyle-Welten und zerfallenden ökonomischen Strukturen, Klupp das Leben im Kulturbetrieb.

Text über die Elterngeneration

Leif Randt, der den letzten Lesetag 2011 eröffnete, las den Text "Schimmernder Dunst über Cobycounty". Er wurde vorgeschlagen von Alain Claude Sulzer. Der Text über das Zusammenleben von Kinder- und Elterngenerationen innerhalb einer Lifestyle-Welt wurde von der Jury teilweise sehr wohlwollend aufgenommen. Ein "gelungener Auftakt für den Tag", wie Hubert Winkels bemerkte.

Leif Randt (Bild: Joahnnes Puch)Leif Randt (Bild: Joahnnes Puch)

Meike Feßmann sah Ähnlichkeiten zum Text von Antonia Baum. Der Text sei als "Possenspiel der 68er" amüsant zu lesen.

Elisabeth E. Keller sah darin eine Reduktion auf die Oberfläche, eine Livestylewelt der Betuchten. Man habe sich zur Feier der Oberfläche eingefunden und sei damit erfolgreich. Daniela Strigl sah Ähnlichkeiten zum Film Die "Truman Show" verwirklicht. Unter der Oberfläche sei der Schmerz spürbar.

Jurydiskussion Leif Randt

Kameramann im Sendestudio (Bild: Johannes Puch)Kameramann im Sendestudio (Bild: Johannes Puch)

Vom Zerfall einer Familie

Nach Leif Randt las Anne Richter den Text  "Geschwister" vor, die Geschichte über den Zerfall einer Familie und einer Region in Ostdeutschland.

Anne Richter (Bild: Johannes Puch)Anne Richter (Bild: Johannes Puch)

Eine Beerdigung in Thüringen ist Ausgangspunkt der Erzählung über das ökonomische Sterben einer Region - eine "klassische Ausgangslage" so Alain Claude Sulzer: Eine Geschichte über die Rückkehr zu den eigenen Wurzeln, über Geschwisterliebe. Alles in allem bis auf wenige Ausnahmen "gut gemacht".

"Ich finde diesen Text nicht leise, sondern sehr schrill", hob Hubert Winkels dagegen an. In seiner "Genauigkeit und Drastik" sei der Text "effektheischend", die "Kunst der Aussparung" werde nicht beherrscht, alles sei "genau ausgepinselt". "Ein erzählerisches Unglück, das hier zu besichtigen ist".

Jurydiskussion Anne Richter

 

Jury vom "Macho mit der Wespe" nicht überzeugt

Michel Bozikovic aus der Schweiz las den Text "Wespe". Er wurde von Hildegard E. Keller eingeladen. Die Jury zeigte sich von der Geschichte eines Deserteurs, der sich umbringen will und es dann wegen einer Wespe sein lässt, nicht überzeugt. Hubert Winkels sah sich an Hemingway erinnert, die Geschichte hätte jedoch da anfangen müssen, wo Quentin Tarantino gemeinhin aufhöre.

Michel Bozikovic (Bild Johannes Puch)Michel Bozikovic (Bild Johannes Puch)

Daniela Strigl fühlte sich an den Kroatien-Krieg erinnert, die Hauptfigur fluche im Jargon eines deutschen Landsers und wolle ein "verfluchter Kerl" sein. Hildegard E. Keller lobte ihren Autor und die "äußerst präzise" Machart des Textes, konnte die Jurykollegen davon aber nicht überzeugen.

Jurydiskussion Michel Bozikovic

 

Thomas Klupp (Bild: Johannes Puch)Thomas Klupp (Bild: Johannes Puch)

Internet-Pornografie zum Abschluss

Thomas Klupp war der letzte Autor, der im Rahmen der TDDL 2011 auftrat. Er las den Text "9to5 Hardcore" - einen Romanauszug - vor. Eingeladen von Hubert Winkels, erzählt Klupps Text vom wissenschaftlichen Mitarbeiter eines Kulturinstituts, der laut Auftrag von früh bis spät Pornos konsumiert  um die "Inszenierungsstrategien des Expliziten" im Internet zu erforschen; von einer Festanstellung genauso wie von weiblichen Geschlechtsteilen träumt und dabei dennoch versucht, nicht die Kontrolle zu verlieren.

Die Jury fand den Text anfangs witzig, sah sich aber bald gelangweilt und bemängelte die immer stärker werdenden Effekte in dieser Satire mit "Beichtcharakter" (Daniela Strigl).

Jurydiskussion Thomas Klupp

 

Einige mögliche Preisträger am zweiten Tag

Der zweite Lesetag brachte bereits einige mögliche Preisfavoriten, darunter die Kärntner Slowenin Maja Haderlap. Auch die Texte von Nina Bußmann und Steffen Popp wurden sehr gelobt.

Der zweite Lesetag

Der erste Lesetag

Live und auf Abruf im Internet

Die Preisverleihung am Sonntag ist live im Internet zu sehen. Die Videos von Lesungen und Diskussionen sind auch "on demand" abrufbar.

Publikumspreis: Abstimmung nur am Samstag

Am Sonntag um 11.30 Uhr findet die Preisverleihung statt. Wer seine Stimme für den Publikumspreis abgeben möchte, kann dies nur am Samstag, dem 9. Juli zwischen 15.00 und 19.00 Uhr tun. Bedingung für eine gültige Stimme ist ein Kommentar, warum man sich für eine Autorin, einen Autor entschieden hat - maximal 400 Zeichen. Der Preis wird in diesem Jahr gesponsert von VILLIglas.

 

Formular zur Abstimmung (ab 15.00 Uhr aktiv)

 

 

Preise und Preisstifter

 

TDDL 2011TDDL 2011