Erster Lesetag: Von Schreibabys und Analsex

Der erste Lesetag zeigte eine Bandbreite von Schreibabys bis zu Analsex. Eine erste Favoritin könnte Gertraud Klemm sein. Ihr Text unterhielt auf böse Art Publikum und Jury. Wohlwollend die Besprechung des Textes von Roman Marchel. Verrissen wurde der Text von Olga Flor.

Hermine Grundner ist der Name der alten Frau in Roman Marchels Text. Am Anfang liegt ein Leintuch auf dem Boden, sie denkt an ein Leichentuch. Am Ende des Texts hat sie ihren krebskranken Mann getötet. Für Juri Steiner war das kein Mord aus Mitleid, sondern einer aus Brutalität. Meike Feßman hielt dagegen, dass er aus Überlastung und totaler Erschöpfung heraus geschehen sei. Für Juryvorsitzenden Burkhard Spinnen ein Text über das Altwerden und die Abwesenheit von Menschen. In dem Text sind nämlich eigentlich nur die Frauen übrig geblieben. Die Männer sind abwesend, tot oder schwerkrank. Juror Arno Dusini, der Roman Marchel eingeladen hatte, verteidigte den Text als "wunderbar" - mehr dazu in Jurydiskussion .

Roman Marchel (Bild: Johannes Puch)Roman Marchel (Bild: Johannes Puch)

Preiwuß: Jury wortreich aber wenig positiv

Die zweite Autorin an ersten Lesevormittag war Kerstin Preiwuß. Sie las auf Einladung von Meike Feßmann einen titellosen Text, in dem es um die Tochter eines Nerzfarmers geht, der traumatisiert aus dem Weltkrieg zurückkam und diese Traumatisierung an die nächste Generation weitergibt. Ihr Text brachte Daniela Strigl dazu, die Kategorie der "Aufdringlichkeit" für Texte einzuführen - mehr dazu in Jurydiskussion .

Kerstin Preiwuß (Bild: Johannes Puch)Kerstin Preiwuß (Bild: Johannes Puch)

Sommers Text "nicht ganz fertig"

Der letzte Autor am Vormittag war Tobias Sommer, ebenfalls aus Deutschland. Es las den Text "Steuerstrafakte" und wurde eingeladen von Juri Steiner. Die Jury wusste nicht, ob sie "lachen darf", die Geschichte sei "nicht ganz fertig". Der an Franz Kafka erinnernde Text brachte Daniela Strigl dazu, zu fragen: "Warum lacht man hier nicht" - mehr dazu in Jurydiskussion

Tobias Sommer (Bild: Johannes Puch)Tobias Sommer (Bild: Johannes Puch)

Gertraud Klemm erste Favoritin?

Die Österreicherin Gertraud Klemm las einen Auszug aus dem Roman "Ujjagy", aus dem Blickwinkel einer Mutter, die sich verliert (Arno Dusini). Der Titel ist eine Beschwörungsformel, die beruhigen soll, laut Dusini im Text aber nicht wirkt. Für Meike Feßmann wird durch das Kind das Selbstbild der Mutter demontiert. Die Geschichte hält ihren "bösen Ton" durch, das habe ihr gefallen. Es war die längste und bisher differenzierteste Debatte der Jury - mehr dazu in Jurydiskussion

Gertraud Klemm (Bild: Johannes Puch)Gertraud Klemm (Bild: Johannes Puch)

Verriss für Olga Flors alte Liebe

Olga Flor las als letzte Autorin des ersten Bewerbtages den Romanauszug "Unter Platanen", die Geschichte einer früheren Liebe. Arno Dussini verriss den Text komplett, Daniela Strigl verteidigte ihre Autorin erbost - mehr dazu in Jurydiskussion .

Olga Flor (Bild: Johannes Puch)Olga Flor (Bild: Johannes Puch)

Burkhard Spinnen (Bild: Johannes Puch)Burkhard Spinnen (Bild: Johannes Puch)

Eröffnung: Willkommen im Jahr 1

Bei der feierlichen Eröffnung am Mittwochabend zeigte sich: Der Ingeborg Bachmann-Preis ist nach den Diskussionen über seine Einstellung im Vorjahr im „Jahr 0“ angelangt. Das ORF Theater war bis auf den letzten Platz gefüllt - mehr dazu in Willkommen im Jahr 1

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