Bachmannpreis geht an Maja Haderlap
Spannender hätte die Abstimmung nicht ablaufen können - die Jury brauchte vier Wahlgänge, um sich auf Maja Haderlap als Bachmann-Preisträgerin 2011 zu einigen. Auch für den Kelag-Preis waren drei Wahlgänge nötig.
Vier Wahlgänge nötig
Die Wahl erfolgte in offener Abstimmung, die Jurymitglieder mussten ihre Wahl kurz begründen. Zunächst gab es je zwei Stimmen für Steffen Popp, Maja Haderlap, Nina Bußmann und Leif Randt.
Stichwahl zwischen Popp und Randt
In einer zweiten Wahl stimmten drei Juroren für Haderlap, immer noch um eine Stimme zu wenig. Es ging dann um die Wahl zwischen Popp und Randt, wer gegen Haderlap anteten sollte, hier setzte sich Popp durch.
v.l. Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider, Maja Haderlap, Stadtrat Albert Gunzer
Popp gegen Haderlap
Im vierten Wahlgang setzte sich Haderlap gegen Steffen Popp mit dem Text "Spur einer Dorfgeschichte" durch. Er wurde eingeladen von Meike Feßmann.
Maja Haderlaps Text "Im Kessel" wurde von Daniela Strigl nach Klagenfurt eingeladen. Sie las eine Geschichte, die sich mit Kindheitserinnerungen einer Kärntner Slowenen beschäftigt, mit dem Zweiten Weltkrieg und dem Partisanen-Widerstand gegen das Dritte Reich.
Der Ingeborg-Bachmann-Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.
Maja Haderlap: "Erzähle die Erzählungen anderer"
Kelag-Preis geht an Steffen Popp
Auch der Kelag-Preis (10.000 Euro) benötigte drei Wahlgänge. Hier setzte sich in einer ersten Stichwahl zunächst Nina Bußmann gegen Randt durch. Bußmann trat dann gegen Popp an, Popp erhielt mehr Stimmen.
Steffen Popp wurde eingeladen von Meike Feßmann und las den Text "Spur einer Dorfgeschichte".
Der 3sat-Preis geht an Nina Bußmann
Beim 3sat-Preis (7.500 Euro) wurde nur ein Wahlgang benötigt, hier setzte sich Nina Bußmann gegen Leif Randt durch. Ihr Text "Große Ferien" wurde von Paul Jandl eingeladen.
Hubert Novak, Redaktionsleister 3sat Österreich, überreicht den Preis an Nina Bußmann
Ernst-Willner-Preis für Leif Randt
Der Willner-Preis (7.000 Euro) benötigte zwei Wahlgänge. Leif Randt setzte sich gegen Julya Rabinowich durch. Leif Randts Text "Schimmernder Dunst über Cobycounty" wurde nominiert von Alain Claude Sulzer.
ORF-Landesdirektor Willy Haslitzer gratuliert Leif Randt
Publikumspreis geht an Thomas Klupp
Der VILLIglas Publikumspreis (7.000 Euro), der am Samstagnachmittag via Internet-Abstimmung durch Internetnutzer aus aller Welt ermittelt wurde, heißt Thomas Klupp. Der Text "9to5 Hardcore" wurde eingladen von Hubert Winkels.
VILLIglas-Chef Philip Daniel Merckle überreicht den Publikumspreis an Thomas Klupp
Spinnen: Alljährliche Demutsübung
In seinem Schlusswort sagte Juryvorsitzender Burkhard Spinnen, die jährliche Reise nach Klagenfurt sei für ihn eine Übung der Demut.
"Ich fahre zu zwecken der Demutsübung einmal im Jahr nach Klagenfurt. Hier kann ich erlernen, wie viele Urteile über einen Gegenstand möglich sind. Wie Überzeugungen, die Granitblöcke waren, zu Sand zerrieben werden. Kaum ein Text, der nicht verschieden aufgefasst und kommentiert wird. Kaum ein Urteil, das nicht auf entschiedenen Widerstand stößt. Wenn ich vom Demutsort Klagenfurt nach Hause fahre, habe ich oft das Gefühl, ich fange wieder von vorne an mit dem Lesen, Verstehen, mit dem Schreiben. Im innersten Kern ist die Literatur kein Fachgebiet, wo man sich auskenn kann, sondern ein Abenteuer, in das man sich immer wieder kopfüber stürzt, ohne zu wissen wie es ausgeht." Er dankte für die "wundervoll grauenvolle" Veranstaltung.
Shortlist der Kandidaten
Auf der Shortlist, der Vorauswahl der Kandidaten, standen: Nina Bußmann, Gunther Geltinger, Maja Haderlap, Thomas Klupp, Steffen Popp, Julya Rabinowich, Leif Randt. Davon gingen Gunther Geltinger und Julya Rabinowich leer aus.
Petra Haas
Die schönsten Bilder vom Bewerb 2011