Diskussion
nach Lesung von Ulla Lenze
Ulla Lenze las den Romanauszug
"Schwester und Bruder". Die Deutsche Autorin wurde
von Norbert Miller vorgeschlagen. Iris Radisch: "Es gibt
ein Märchen, das ich meinen Kindern oft vorgelesen habe,
"Brüderchen und Schwesterchen", daran erinnert
mich die Geschichte. [Mehr....]
Diskussion
noch Lesung von Sünje Lewejohann
Sünje Lewejohan llas den
Text "Im Farnschatten". Sie wurde von Josef Haslinger
eingeladen und sorgte als erste für eine Polarisierung
zwischen Publikum und Jury einerseits und Juryvorsitzender
Iris Radisch andererseits. Iris Radisch rügte Josef Haslinger
dafür, einen solchen Text ausgewählt zu haben. Sie
sei nicht ratlos, sondern böse, sagte Radisch. Das Publikum
wertete die Verteidigungen einzelner Jurymitglieder mit spontanem
Applaus. [Mehr....]
Diskussion
noch Lesung von Feridun Zaimoglu
Feridun Zaimoglu las den Text
"Häute". Er wurde von Ursula März eingeladen
und erntete in der Jury viel Zustimmung für seine Beschreibung
eines archaischen Dorfes in der dritten Welt, in die ein Fremder
kommt. [Mehr....]
Diskussion
noch Lesung von Lukas Hammerstein
Er wurde von Iris Radisch vorgeschlagen
und las den Text "Die hundertzwanzig Tage von Berlin".
Josef Haslinger: "Herr
Hammerstein, Ihr Name ist mir mehrmals begegnet, aber ich
habe noch nie etwas von Ihnen gelesen, ich werde von dieser
Veranstaltung heimfahren und mir alle Ihre Bücher kaufen."
[Mehr....]
Diskussion
noch Lesung von Michael Stauffer
Michael Stauffer wurde von
Friederike Kretzen vorgeschlagen und las einen Auszug aus
einem längeren Text. Burkhard
Spinnen sagte, der Autor habe etwas Unerhörtes getan
- er sei in die Sprachrolle des anderen Geschlechts geschlüpft.
[Mehr....]
Diskussion
nach Lesung von Kristof Schreuf
Kristof Schreuf wurde vorgeschlagen
von Iris Radisch. Er las den Text "Wahrheit ist das wovon
Männer gerne behaupten, dass es ihnen um sie geht."
[Mehr....]
Diskussion
und Lesung von Gregor Hens
Gregor Hens wurde von
Burkhard Spinnen eingeladen und las den Text "John F.
Kennedy und der Ausbruch des Irazù". Ursula März:
"Eine historische Erzählung. Kennedy war 1963 in
Costa Rica. Ein toller, hochinteressanter Stoff, keine Frage.
Eine realistische Erzählung." [Mehr....] |
Der zweite Tag brachte einen ersten
Favoriten, wenn man nach den Bewertungen der Jury geht: Feridun
Ziamoglu überzeugte mit seinem Text über ein archaisches
Dorf in der Dritten Welt, in das ein Fremder kommt. Der Autor
wurde von Ursula März eingeladen und wurde übereinstimmend
gelobt. Iris Radisch begeisterte sich über die Dorfgeschichte:
"Wieder eine Dorfgeschichte, aber was für eine!"
Daniela Strigl lobte die Dichte des Textes, fühlte sich
aber ein wenig irritiert über den "Hang zum Archaisieren".
Thomas Steinfeld war "sehr beeindruckt" und Ilma
Rakusa konnte sich in die Welt sofort hineinfinden.
Der zweite Tag brachte aber auch
einen Eklat: Iris Radisch rügte Jurykollegen Josef Haslinger
für die Einladung der Autorin Sünje Lewehojann.
Radisch an Haslinger gewandt: "Ich muss dem Juror sagen,
das geht nicht…ich bin nicht ratlos, ich bin böse."
Haslinger fand sich in der Defensive, wurde aber von den Jurykollegen
unterstützt. Daniela Strigl an Radisch gewandt: "Sie
können einem Text nicht vor vornherein die Kritikwürdigkeit
absprechen!". Der Text der jungen Deutschen fand auch
die Zustimmung des Publikums, das die Verteidigung der Autorin
immer wieder spontan mit Applaus belohnte.
Der Text der Deutschen Ulla Lenze
"Schwester und Bruder", die von Norbert Miller vorgeschlagen
worden war, erinnerte die Jury mehrheitlich an das Märchen
"Brüderchen und Schwesterchen". Obwohl die
Geschichte in Indien spielt bemängelte die Jury, dass
Indien selbst zu wenig vorkäme. Für Ursula März
war die Beziehung der beiden Geschwister dezent gemacht. Friederike
Kretzen kam zurück auf das Märchenmotiv und sah
im philosophischen indischen Fahrer die "Hexe".
Lukas Hammerstein polarisierte mit
seiner Endzeitgeschichte "die 120 Tage von Berlin".
Die Jury war uneinig, ob es sich um Popliteratur (Thomas Steinfeld),
oder um eine "verdammt raffinierte" Story (Josef
Haslinger) handelte. Haslinger war begeistert und sagte, zum
Autor gewandt, er werde sich sofort nach dem Bewerb alle seine
Bücher kaufen.
Der Schweizer Michael Stauffer tat
in seinem Text etwas - für Burkhard Spinnen - unerhörter:
Er schlüpfte in die Rolle des anderen Geschlechts und
beschrieb eine verlassene Frau. Iris Radisch verstand, "warum
der Mann dieser Frau davon gelaufen ist", während
es für Friederike Kretzen "um Liebe" ging.
Daniela Strigl lernte aus den gehörten Texten, "dass
verlassene Frauen aufhören, ihren Männern die Haare
zu schneiden". Ilma Rakusa konstatierte, sie kenne anderer
Texte von Stauffer, die ihr besser gefielen.
Kristof Schreuf, der vorletzte Leser
des zweiten Tages spaltete die Jury. Iris Radisch, die den
Deutschen vorgeschlagen hatte, zeigte sich begeistert von
der Gegenwärtigkeit des Textes, während sich Norbert
Miller nicht sicher war, ob es sich überhaupt um Literatur
handelte. Burkhard Spinnen sah "einen Kippeffekt"
in der Figur, während Ursula März um Erklärung
bat und sich knapp vor dem Kapitulieren sah.
Der Freitag wurde mit der Lesung
von Gregor Hens beendet. Die Erzählung "John F.
Kennedy und der Ausbruch des Irazù" aus der Sicht
eines Erwachsenen, der den Besuch als Sechsjähriger miterlebt
hatte, führte zu einer Diskussion über die Rolle
des Erzählers. Sei es schlüssig, ein damals sechsjähriges
Kind komplizierte Vorgänge der Wirtschaft und Politik
kommentieren zu lassen? Burkhard Spinnen sprang für seinen
Autor in die Bresche: Der Text hab das ungeheure Wagnis unternommen,
Pathos und Größe in die Geschichte zu bringen. |