Eine Veranstaltung der Landeshauptstadt Klagenfurt und des ORF Landesstudios Kärnten in Zusammenarbeit mit 3sat und mit freundlicher Unterstützung der Telekom Austria.

Pressespiegel

Diskussionen: Erster Tag | Zweiter Tag | Dritter Tag


  Ulla Lenze Michael Stauffer
  Sünje Lewejohann Kristof Schreuf
  Feridun Zaimoglu Gregor Hens
  Lukas Hammerstein    
Zusammenfassung der Diskussionen - 2. Tag


Diskussion nach Lesung von Ulla Lenze
Ulla Lenze las den Romanauszug "Schwester und Bruder". Die Deutsche Autorin wurde von Norbert Miller vorgeschlagen. Iris Radisch: "Es gibt ein Märchen, das ich meinen Kindern oft vorgelesen habe, "Brüderchen und Schwesterchen", daran erinnert mich die Geschichte. [Mehr....]


Diskussion noch Lesung von Sünje Lewejohann
Sünje Lewejohan llas den Text "Im Farnschatten". Sie wurde von Josef Haslinger eingeladen und sorgte als erste für eine Polarisierung zwischen Publikum und Jury einerseits und Juryvorsitzender Iris Radisch andererseits. Iris Radisch rügte Josef Haslinger dafür, einen solchen Text ausgewählt zu haben. Sie sei nicht ratlos, sondern böse, sagte Radisch. Das Publikum wertete die Verteidigungen einzelner Jurymitglieder mit spontanem Applaus. [Mehr....]

Diskussion noch Lesung von Feridun Zaimoglu
Feridun Zaimoglu las den Text "Häute". Er wurde von Ursula März eingeladen und erntete in der Jury viel Zustimmung für seine Beschreibung eines archaischen Dorfes in der dritten Welt, in die ein Fremder kommt. [Mehr....]

Diskussion noch Lesung von Lukas Hammerstein
Er wurde von Iris Radisch vorgeschlagen und las den Text "Die hundertzwanzig Tage von Berlin". Josef Haslinger: "Herr Hammerstein, Ihr Name ist mir mehrmals begegnet, aber ich habe noch nie etwas von Ihnen gelesen, ich werde von dieser Veranstaltung heimfahren und mir alle Ihre Bücher kaufen." [Mehr....]

Diskussion noch Lesung von Michael Stauffer
Michael Stauffer wurde von Friederike Kretzen vorgeschlagen und las einen Auszug aus einem längeren Text. Burkhard Spinnen sagte, der Autor habe etwas Unerhörtes getan - er sei in die Sprachrolle des anderen Geschlechts geschlüpft. [Mehr....]

Diskussion nach Lesung von Kristof Schreuf
Kristof Schreuf wurde vorgeschlagen von Iris Radisch. Er las den Text "Wahrheit ist das wovon Männer gerne behaupten, dass es ihnen um sie geht." [Mehr....]

Diskussion und Lesung von Gregor Hens
Gregor Hens wurde von Burkhard Spinnen eingeladen und las den Text "John F. Kennedy und der Ausbruch des Irazù". Ursula März: "Eine historische Erzählung. Kennedy war 1963 in Costa Rica. Ein toller, hochinteressanter Stoff, keine Frage. Eine realistische Erzählung." [Mehr....]

 
Zusammenfassung des zweiten Tages
 
 

Der zweite Tag brachte einen ersten Favoriten, wenn man nach den Bewertungen der Jury geht: Feridun Ziamoglu überzeugte mit seinem Text über ein archaisches Dorf in der Dritten Welt, in das ein Fremder kommt. Der Autor wurde von Ursula März eingeladen und wurde übereinstimmend gelobt. Iris Radisch begeisterte sich über die Dorfgeschichte: "Wieder eine Dorfgeschichte, aber was für eine!" Daniela Strigl lobte die Dichte des Textes, fühlte sich aber ein wenig irritiert über den "Hang zum Archaisieren". Thomas Steinfeld war "sehr beeindruckt" und Ilma Rakusa konnte sich in die Welt sofort hineinfinden.

Der zweite Tag brachte aber auch einen Eklat: Iris Radisch rügte Jurykollegen Josef Haslinger für die Einladung der Autorin Sünje Lewehojann. Radisch an Haslinger gewandt: "Ich muss dem Juror sagen, das geht nicht…ich bin nicht ratlos, ich bin böse." Haslinger fand sich in der Defensive, wurde aber von den Jurykollegen unterstützt. Daniela Strigl an Radisch gewandt: "Sie können einem Text nicht vor vornherein die Kritikwürdigkeit absprechen!". Der Text der jungen Deutschen fand auch die Zustimmung des Publikums, das die Verteidigung der Autorin immer wieder spontan mit Applaus belohnte.

Der Text der Deutschen Ulla Lenze "Schwester und Bruder", die von Norbert Miller vorgeschlagen worden war, erinnerte die Jury mehrheitlich an das Märchen "Brüderchen und Schwesterchen". Obwohl die Geschichte in Indien spielt bemängelte die Jury, dass Indien selbst zu wenig vorkäme. Für Ursula März war die Beziehung der beiden Geschwister dezent gemacht. Friederike Kretzen kam zurück auf das Märchenmotiv und sah im philosophischen indischen Fahrer die "Hexe".

Lukas Hammerstein polarisierte mit seiner Endzeitgeschichte "die 120 Tage von Berlin". Die Jury war uneinig, ob es sich um Popliteratur (Thomas Steinfeld), oder um eine "verdammt raffinierte" Story (Josef Haslinger) handelte. Haslinger war begeistert und sagte, zum Autor gewandt, er werde sich sofort nach dem Bewerb alle seine Bücher kaufen.

Der Schweizer Michael Stauffer tat in seinem Text etwas - für Burkhard Spinnen - unerhörter: Er schlüpfte in die Rolle des anderen Geschlechts und beschrieb eine verlassene Frau. Iris Radisch verstand, "warum der Mann dieser Frau davon gelaufen ist", während es für Friederike Kretzen "um Liebe" ging. Daniela Strigl lernte aus den gehörten Texten, "dass verlassene Frauen aufhören, ihren Männern die Haare zu schneiden". Ilma Rakusa konstatierte, sie kenne anderer Texte von Stauffer, die ihr besser gefielen.

Kristof Schreuf, der vorletzte Leser des zweiten Tages spaltete die Jury. Iris Radisch, die den Deutschen vorgeschlagen hatte, zeigte sich begeistert von der Gegenwärtigkeit des Textes, während sich Norbert Miller nicht sicher war, ob es sich überhaupt um Literatur handelte. Burkhard Spinnen sah "einen Kippeffekt" in der Figur, während Ursula März um Erklärung bat und sich knapp vor dem Kapitulieren sah.

Der Freitag wurde mit der Lesung von Gregor Hens beendet. Die Erzählung "John F. Kennedy und der Ausbruch des Irazù" aus der Sicht eines Erwachsenen, der den Besuch als Sechsjähriger miterlebt hatte, führte zu einer Diskussion über die Rolle des Erzählers. Sei es schlüssig, ein damals sechsjähriges Kind komplizierte Vorgänge der Wirtschaft und Politik kommentieren zu lassen? Burkhard Spinnen sprang für seinen Autor in die Bresche: Der Text hab das ungeheure Wagnis unternommen, Pathos und Größe in die Geschichte zu bringen.

Redaktion: Petra Haas

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