25. Tage der deutschsprachigen Literatur 2001
Preisvergabe 1. Juli 2001:
3sat-Interview: Lentz: Risiko, durchzufallen Lentz sagte im ersten Interview, er hatte mit dem autobiographischen Text das Risiko, völlig durchgefallen. Es habe ihn gefreut, dass sich die Diskussion der Jury nicht auf diese Ebenen fokussiert habe. Die Jury sei auf einer hohen Ebene eingestiegen und habe zum Glück den Autor nicht als Peson angesprochen. Er hatte sich schon 1998 beworben um festzustellen, wie weit experimentelle Texte der akustischen Literatur angenommen werden. Heuer war es ein Text, der sich als Medium verselbständigt hatte. Es sei nicht schwer gewesen, das Sterben der Mutter nicht aggressiv hinauszuschreien, im Stil der "slam poetry". In den letzten Tagen vor der Lesung habe er verstärkt Nachrichtensprechern zugehört. Die Gefahr des Texts war es, ihn zu unterlesen, die Stimme war wichtig. Mit Emotion zu lesen, heiße ja nicht, weinerlich zu lesen. Er hatte beim Lesen im Kopf, dass das sprechende Ich so in die Wahrnehmung gerät, dass die sterbende Mutter aus dem Blick kommt. Der Text sei nicht lektoriert worden, er habe typische Fehler eines Rheinländers gehabt, ein Sprachmangel z.B. im Konjunktiv. Er hoffe, dass die Leute aus Düren nicht über ihn schimpfen werden. Aber die Enge der Kleinstadt sei einfach da. In einer anschließenden Diskussion über Literatur mit 3sat sagte Lentz, er wünsche sich nicht, ausschließlich vom Schreiben leben zu können. Es sei gut, wenn man nebenher noch andere Dinge tue. Besonders diszipliniert werde man etwa beim Werbetexte-Schreiben. Askan: Fernsehen gut und schlecht Katrin Askan, Gewinnerin des 3sat Preises sagte, für etablierte Autoren sei es anders, als für Anfänger, sich dem hier auszusetzen. Die Jury hatte heuer vielleicht zuviel Sympathie, weil sie alle selbst Autoren sind. Das Fernsehen habe sie während der Lesung nicht gestört, aber sie spüre, dass die Medien den Bewerb regieren. Es werde auch ein Shootingstar ausgewählt, das störe ein bisschen. Das sei eine Nebendynamik, die vom Lesen ablenken, aber das können man nicht rückgängig machen. Positiv sei, dass die Gewinner viel mehr Berühmtheit haben, durch das Fernsehen. Ihr Text, die Ost-West-Geschichte sei eine Geschichte der Gegenwart. Sie wollte die Probleme einer Ost-West Beziehung aufzeigen. Sie wolle aber keine Schwarz-Weiß-Malerei betreiben. Schindel: Warum künstlich aufregen Juryvorsitzender Robert Schindel sagte zum Vorwurf, die Jury sei heuer zu zahm gewesen, man lebe in einer Eventgesellschaft und nur, wenn sich die Juroren in die Goschen hauen, sei alles in Ordnung. Die Jury werde sich bei Texten, die nicht polarisieren, nicht künstlich aufregen, nur weil das jemand erwarte. Manchmal habe es in der Vergangenheit "Krokodile" in der Jury gegeben, die wirklich unbarmherzig waren. Schindel bestätigte, dass heuer einige Texte enttäuschend waren. Das Problem liege in der Fülle der Texte, die die Juroren in der Vorausscheidung lesen müssen. Man verliebe sich in einen Text und komme dann selbst drauf, dass der Text nicht so gut war, aber dann sei es zu spät. Sein Text heuer sei aber davon nicht betroffen. Von den Gerüchen, den Preis nach Rom zu verlegen, habe er nichts gehört, das sei doch dumm, allein wegen des Prozedere und des Rechtlichen. Auf die Frage, ob die Promotion immer wichtiger werde, sagte Schindel, das stimme. Wenn ein guter Schriftsteller promotet werde, helfe das der Literatur sehr und bringe sie unter die Leute. Wenn ein schlechter Schriftsteller sehr promotet werde, schade das der Literatur. Kontakt: Webmaster:
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