25. Tage der deutschsprachigen Literatur
2001
Preisvergabe 1. Juli 2001:
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Michael Lentz für "Muttersterben"
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Ingeborg-Bachmann-Preis:
Gestiftet von der Landeshauptstadt Klagenfurt
Der Ingeborg-Bachmann-Preis wurde vom Klagenfurter
Bürgermeister Harald Scheucher an Michel Lentz übergeben.
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Favorit des zweiten Tages
Der Preis ist dotiert mit 300.000 Schilling
und wurde von der Stadt Klagenfurt gestiftet.
Müller erhielt zunächst drei Stimmen,
Michael Lentz und Jenny Erpenbeck je zwei Stimmen. Es kam daher
zu einer Stichwahl zwischen Lentz und Erpenbeck. Danach zu einer
Stichwahl zwischen Müller und Lentz.
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Lentz berührte
Jury und Publikum mit einem unsentimentalen und sehr eindringlichen
Text über das Sterben der Mutter. Sein Text war am zweiten
Lesetag Favorit der Jury, bekam dann Konkurrenz von Jenny Erpenbecks
"Sibirien".
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Jenny Erpenbeck für "Sibirien"
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Preis der Jury:
Gestiftet von Jet2Web
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Manfred Erian von der Telekom-Austria konnte den
Preis der Jury an Jenny Erpenbeck überreichen.
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Zwei Stichwahlen
Der Preis wurde von Jet2web gestiftet und
ist mit 200.000 Schilling dotiert.
Nach zwei Stichwahlen zunächst zwischen
Jenny Erpenbeck und Antje Ravic-Strubel und dann zwischen Jenny
Erpenbeck und Norbert Müller setzte sich Jenny Erpenbeck mit
ihrem Text "Sibiren" durch.
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Der Text beschreibt die Rückkehr
einer Frau aus der dreijährigen Gefangenschaft in Russland
nach dem zweiten Weltkrieg. Der Vater hat eine Freundin, die von
der Zurückgekehrten aus dem Haus geworfen wird. Der Vater widerspricht
nicht, zerbricht aber schlussendlich an der Situation.
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Antje-Ravic-Strubel für "Das
Märchen von der selbstgewählten Entführung"
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Ernst-Willner-Preis:
Gestiftet von verschiedenen Verlagen
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Den Ernst-Willner-Preis übergab die ehemalige
Bachmann-Preisträgerin Birgit Vanderbeke
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Geschichte aus dem Osten
Die Siegerin des Willner-Preises, die deutsche
Autorin Antje Ravic-Strubel, gewann mit dem Text "Das Märchen
von der selbstgewählten Entführung". Eine Geschichte
einer jungen Fabrikarbeiterin aus dem Osten und ihrer Beziehungen
zu zwei Männern.
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Katrin Askan für "Landläufig"
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3sat-Preis:
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ORF-Landessintendant Gerhard Draxler gratulierte
Katrin Askan
Alle Fotos: ORF Kärnten
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Probleme eines Paares im Urlaub
Der Preis ist mit 100.000 Schilling dotiert.
Askan las den Text "Landläufig". Die Probleme eines
Paares auf einer Urlaubsfahrt, die Frau aus dem Osten, der Mann
aus dem Westen Deutschlands. Das Zerbrechen einer Beziehung.
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Nach einer Stichwahl zwischen Katrin Askan
und Brigitte Schär ging Askan als Gewinnerin hervor.
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3sat-Interview:
Lentz: Risiko, durchzufallen
Lentz
sagte im ersten Interview, er hatte mit dem autobiographischen Text das
Risiko, völlig durchgefallen. Es habe ihn gefreut, dass sich die
Diskussion der Jury nicht auf diese Ebenen fokussiert habe. Die Jury sei
auf einer hohen Ebene eingestiegen und habe zum Glück den Autor nicht
als Peson angesprochen. Er hatte sich schon 1998 beworben um festzustellen,
wie weit experimentelle Texte der akustischen Literatur angenommen werden.
Heuer war es ein Text, der sich als Medium verselbständigt hatte.
Es sei nicht schwer gewesen, das Sterben der Mutter nicht aggressiv hinauszuschreien,
im Stil der "slam poetry".
In den letzten Tagen vor der Lesung habe er verstärkt
Nachrichtensprechern zugehört. Die Gefahr des Texts war es, ihn zu
unterlesen, die Stimme war wichtig. Mit Emotion zu lesen, heiße
ja nicht, weinerlich zu lesen. Er hatte beim Lesen im Kopf, dass das sprechende
Ich so in die Wahrnehmung gerät, dass die sterbende Mutter aus dem
Blick kommt. Der Text sei nicht lektoriert worden, er habe typische Fehler
eines Rheinländers gehabt, ein Sprachmangel z.B. im Konjunktiv.
Er hoffe, dass die Leute aus Düren nicht über
ihn schimpfen werden. Aber die Enge der Kleinstadt sei einfach da.
In einer anschließenden Diskussion über
Literatur mit 3sat sagte Lentz, er wünsche sich nicht, ausschließlich
vom Schreiben leben zu können. Es sei gut, wenn man nebenher noch
andere Dinge tue. Besonders diszipliniert werde man etwa beim Werbetexte-Schreiben.
Askan: Fernsehen gut und schlecht
Katrin
Askan, Gewinnerin des 3sat Preises sagte, für etablierte Autoren
sei es anders, als für Anfänger, sich dem hier auszusetzen.
Die Jury hatte heuer vielleicht zuviel Sympathie, weil sie alle selbst
Autoren sind. Das Fernsehen habe sie während der Lesung nicht gestört,
aber sie spüre, dass die Medien den Bewerb regieren.
Es werde auch ein Shootingstar ausgewählt,
das störe ein bisschen. Das sei eine Nebendynamik, die vom Lesen
ablenken, aber das können man nicht rückgängig machen.
Positiv sei, dass die Gewinner viel mehr Berühmtheit haben, durch
das Fernsehen. Ihr Text, die Ost-West-Geschichte sei eine Geschichte der
Gegenwart. Sie wollte die Probleme einer Ost-West Beziehung aufzeigen.
Sie wolle aber keine Schwarz-Weiß-Malerei betreiben.
Schindel: Warum künstlich aufregen
Juryvorsitzender Robert Schindel sagte zum
Vorwurf, die Jury sei heuer zu zahm gewesen, man lebe in einer Eventgesellschaft
und nur, wenn sich die Juroren in die Goschen hauen, sei alles in Ordnung.
Die Jury werde sich bei Texten, die nicht polarisieren, nicht künstlich
aufregen, nur weil das jemand erwarte. Manchmal habe es in der Vergangenheit
"Krokodile" in der Jury gegeben, die wirklich unbarmherzig waren.
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Schindel
bestätigte, dass heuer einige Texte enttäuschend waren. Das
Problem liege in der Fülle der Texte, die die Juroren in der Vorausscheidung
lesen müssen. Man verliebe sich in einen Text und komme dann selbst
drauf, dass der Text nicht so gut war, aber dann sei es zu spät.
Sein Text heuer sei aber davon nicht betroffen. Von den Gerüchen,
den Preis nach Rom zu verlegen, habe er nichts gehört, das sei doch
dumm, allein wegen des Prozedere und des Rechtlichen. Auf die Frage, ob
die Promotion immer wichtiger werde, sagte Schindel, das stimme. Wenn
ein guter Schriftsteller promotet werde, helfe das der Literatur sehr
und bringe sie unter die Leute. Wenn ein schlechter Schriftsteller sehr
promotet werde, schade das der Literatur.
PRESSESPIEGEL
Kontakt:
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